Heute greife ich einmal tiefer in die Metaphernkiste. Wer mag, kann das Folgende insofern auch einfach als Exkurs zur magischen Zoologie lesen. In selbiger berichte ich über ein gefährliches Tier, das hin und wieder die Lüfte heimsucht.
Ich meine den Sturmvogel. Seit uralten Zeiten gibt es diese Viecher. Man nagle mich nicht darauf fest, ob diese Art zuerst von König Wuschlusch dem Jüngeren von Uruk oder doch unter Zwergenfürst Heinrich Krugbrecher gesichtet wurde! Auch ihre dimensionale Herkunft tut wenig zur Sache. Wesentlich sind ihr Erscheinungsbild und ihr Auftreten.
So ein Drecksvieh ist ausgewachsen ungefähr 20 Meter lang bei gut 30 Metern Flügelspanne. In dem Zusammenhang gibt es ein paar weitere, unangenehme körperliche Fähigkeiten. Der Form nach kann man sich eine zu groß geratene Drossel in schmutzig-gelb vorstellen.
Sturmvögel treten in Stürmen auf, und in jenen kumulativ. Das heißt: Je länger Stürme andauern, umso wahrscheinlicher kommen welche von denen. Je stärker die Stürme sind, desto mehr kommen. Sie kommen in allen Arten von Stürmen vor, nicht nur in Taifunen und Bizzards, nicht nur im Monsun oder bei El Niño.
Dabei verstecken sie sich an unterschiedlichen Stellen im Unwetter. In einem typischen deutschen Herbstorkan etwa würde ein Sturmvogel von einer zerrissenen Wolke zur nächsten flattern. Dabei treffen seine wilden Flügelschläge alles, was sonst so am Himmeln sein kann, und möbeln es ordentlich auf. Kleine Singvögel stellen plötzlich fest, dass sie tot sind. Flugzeuge wundern sich, wieso sie mit der Zahl ihrer Triebwerke durcheinander kommen. Engel fangen an, zu heulen. Drachen verschlucken sich. Der Kern dabei ist, dass die Sturmvögel negative Seinsenergien auf getroffene Objekte übertragen. Ob sie dabei in einem vampirischen Austausch selber gewinnen, ist nicht eindeutig geklärt.
Aber auch zum Beispiel in einem Gefühlssturm können diese Tiere vor Ort sein, wenn es genug Liebende gibt. – Und die Turtelettis werfen sie dann aus der Bahn, lassen sie torkeln, richtig blöde (unromantische) Dinge tun, und lenken die Liebe auf jeweils abseitige Personen. So nämlich vergrößert sich der fragliche Gefühlssturm.
Hierin liegt ein zentraler Wesenszug der Sturmvögel: Sie leben nicht nur in und mit Stürmen, sondern auch für sie. Deshalb vergrößern und vermehren sie die Winde. Ihre Eigenschaften passen sich dabei der Art der Stürme an, in denen sie sich gerade bewegen. Stets ist den Riesenpiepmätzen dabei gemein, dass sie um sich schlagen, und gelegentlich Blitze aus Körperöffnungen verschießen.
Treffen lassen sollte man sich in keiner Weise. Sonst tut es arg weh. Manchmal verwirbelt jemanden dann der sowieso schon zerrende Sturm noch einmal umso mehr. Dann erwacht man zerschlagen an einer Stelle, wo man gar nicht hin wollte.
Meine lieben Untertanen, ich habe schlechte Nachrichten für euch: Aktuell ziehen eine ganze Reihe von Stürmen unterschiedlicher Natur über die Welt. In vielen von ihnen leben Sturmvögel, und sie benehmen sich, wie oben beschrieben. Strafverschärfend hinzu kommt nun, dass sie eine große Zahl Sylphen angegriffen und aus dem Weg geräumt haben. Das kann man nicht mehr ignorieren.
Ja, meine Sigillen vermögen die Sturmvögel aufzuhalten. Ich sollte mehr von ersteren zeichnen. Ob das für Alle reicht, weiß ich aber nicht.
Ich rate daher dringend dazu, elfische Windbannlieder zu lernen! Die sollten ebenfalls hilfreich sein. Sobald ihr also meint, in einem Sturm zu stecken, und etwas kommt an: Singt! Wenn sich erst schmutzig-gelbe Federn und riesige Schnäbel und Klauen abzeichnen, ist es vielleicht schon zu spät. Singt besser einmal zu oft, als einmal zu selten! Natürlich sind klare Intonation und Stimmlage super, aber den elfischen Doppelkehlgesang beherrschen sowieso nur wenige Mitglieder anderer Spezies. Deshalb verlegt euch primär auf die Aussage!
Ihr müsst das Wesen eines Liedes begreifen und euch seine Klimax vor Augen halten. Dann habt ihr eine Chance, dass die Sturmvögel vor eurer Stimme flüchten könnten.
Bleibt böse!
Euer Tobias, der sehr finstere