Es gab dereinst, wie bekannt sein könnte, vier Hofämter, um dem Kaiser des Heiligen Römischen Deutscher Nation Labsal angedeihen zu lassen. Neben dem Drosten, dem Kämmerer und dem Marschall gab es da den der Mundschenk. Aus letzterem wurde dann in späteren Jahrhunderten im Laufe von Bezeichnungen im klösterlichen Umfeld der Kellermeister oder auf vornehm-lateinisch Cellerarius. Dieser hatte dann die Wein- oder Bierfässer lagernd im Keller des Klosters zur Aufsicht. Das war ein sehr wichtiges Amt für alle, die sich einen hinter die Binde kippen wollten.
Auch und besonders deshalb durfte es keinesfalls in Vergessenheit geraten über die Äonen.(Äquivalent wurde der Marschall zum Rittmeister, der für andere Todsünden zuständig war.) Also behielt man diese Ämter überall bei, wo es Spaß machte.
Lange Rede kurzer Sinn: Wir hatten zuletzt den Kellermeister des Bochumer Rathauses bei uns zu Gast (Geschlecht und modernistische Umbenennung außen vor). Natürlich ging es allen von uns Anwesenden letztlich darum, Zugang zu den Alkoholvorräten des Rathauses zu erhalten. Auf dem Wege konnten aber auch weitere Informationen eingesammelt werden.
Der Kellermeister war in meiner Erinnerung ein leutseliger Typ, dick und mit Glatze. Auf keinen Fall sprach er über die Finanzen, und wie eng er dabei rechnen müsste. Auch über das Verhältnis von Parteien, Wünschen und Umsetzbarkeiten verlor er kein Wort. Mitnichten ging es um Planungen, die in den Bereich des Drosten gefallen wären.
Statt dessen redete der Kellermeister die meiste Zeit über die unter dem Rathaus eingelagerten Weinvorräte. Was soll ich sagen: Da liegt so einiges an Muskateller, Rioja und Sauvignon Blanc. Auf Nachfrage des gefürchteten Parteigründers, mit dem ich koaliere, erfuhren wir, dass Chardonnay aus den Jahrgängen 1998, 2006, und 2018 und 2020 vorrätig ist. Auf meine eigene Rückfrage nach Kerner druckste der Kellermeister etwas herum. Da besitzt der Bürgermeister offenbar einen besonderen Geheimvorrat in einem Privatbereich.
Der Schlüssel zu dem Weinkeller liegt in einem Geheimfach im Verließ des Gefängnisturms von Haus Langendreer.
Direkt oberhalb des Weinkellers hat man in Bochum den Bierkeller angelegt. Die Idee dabei war wohl, dass sich potenzielle Einbrecher an dem einfachen Zeug besaufen und das teure darüber vergessen. Im Bierkeller liegen im Kern Fässer der Hausmarke herum. Ratsmitglieder, die selber brauen, können ihren Kram auch da einlagern. Das geht im Laufe der Zeit ohnehin alles den Rachen runter.
Außerdem sind da unten wohl einige Kobolde zugange. Schließlich gibt es ja im Anschluss an jede Ratssitzung ein Gelage. Da dabei Bier und Wein in Strömen fließen, müssen da die Behältnisse laufend hin und her geräumt werden.
So hat es uns jedenfalls der Kellermeister erläutert, und zwar ganz bestimmt! Und deshalb wissen wir jetzt auch, warum überall diese Feuerwehräxte herumhängen. Die sind nämlich in Wirklichkeit für den Brand in der Kehle bestimmt. Mit denen macht man Bierfässer auf. Jeder durstige Säufer muss sich insofern nur mit einer Axt bewaffnet in den Keller des Rathauses aufmachen. Wenn er dann auf alles eindrischt, kommt irgendwann aus einem Fass Bier heraus.
Probiert es einfach mal aus! Das rechne ich euch dann als richtig üble Tat an.
Bleibt böse!
Euer Resistro der finstere