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Hergehört, Schissebuxen!

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Meine lieben Bösewichte!

Nachdem ich jetzt lange genug in der Bochumer Kommunalpolitik und speziell in Ausschüssen unterwegs war, habe ich dort ein weiteres Kernproblem festgestellt: Ich sehe überall Angsthasen mit jammerhaftem Verhalten.

So geht das nicht weiter. Wie soll das erst werden, wenn ich Skelette in Ritterrüstungen oder Tentakelmonster aus fremden Dimensionen schicke? Natürlich ist es meine Absicht, Angst und Schrecken zu verbreiten. Aber das geht nur sehr eingeschränkt, wenn sich die Leute sowieso schon wegen jedem Furz in die Hose machen. Offenbar haben sie ja schon vor langen Schatten und Gespenstern in anderen Räumen Angst. – Wobei ich sie in die Schatten noch nicht einmal hinein getrieben habe!

In den letzten Jahren hatte ich mich durchaus an den Gedanken gewöhnt, dass in der Politik verschiedene Arten von Dämonen unterwegs sind. Mit einigen davon hatte ich zu tun, und viele von jenen kurieren ihre blutigen Nasen immer noch. Andere haben sich zurückgezogen und sammeln Verstärkungen gegen mich. – Sollen sie nur! Ich bin auch mit dem Zeichnen von Sigillen beschäftigt.

Was nun allerdings nervt, sind Leute, die nicht vor den Dämonen selbst Angst haben. Sie haben Angst vor der Möglichkeit, dass ein Dämon möglicherweise etwas gegen sie planen könnte, sofern sie etwas machen. Wohlgemerkt: Das gilt, sofern sie irgendetwas völlig Beliebiges machen. Bei so etwas spricht man von Schemen.

Böse Zauberer wie ich benutzen Schemen auch. Man muss aber darauf aufmerksam machen, dass Schemen nicht allzu verlässlich sind, weil sie eben nur eine potenzielle Realität enthalten, und keine belegte.

Was heißt das? Es heißt, dass die ganzen politischen Figuren (als jeweiliges Zoon politikon), über die ich rede, allesamt Angst vor ihrem eigenen Schatten haben. Das hat übrigens wenig mit der Parteizugehörigkeit zu tun. In der Politik ist jeder auf seiner eigenen Art von heiligem Kreuzzug. Und auf jedem davon lauern irgendwo gemeine Sarazenen mit Krummschwertern – besonders, wenn man fest an sie glaubt, weil sie zum Konzept gehören.

Vor meinem Eintritt ins Politik-Business hatte ich naiverweise angenommen, andere Leute dort hätten sich durch Lehre, Vorbereitung oder Erfahrung auf solche Problemfelder vorbereiten können. Es gibt schlechte Nachrichten: Das haben sie im Großen und Ganzen nicht. Die sind tatsächlich wie die Yaks in die Taklamakan gestolpert, soweit ich es sehe.

Nun kommen wir zum eigentlichen Problem. Ich meine die Anrede ganz oben. Ich habe nämlich die sehr, sehr ärgerliche Befürchtung, dass meine Leser denselben Fehler ebenfalls machen könnten. Selbiger muss behoben werden, da ich zumindest vom engeren Kreis meiner Untertanen ein Mindestmaß an Selbstbeherrschung erwarte.

Dazu gehört auch, dass es für die Meinen keinerlei Tabuthemen geben darf, wo immer sie sich sicher auf dem richtigen Wege wissen.

Ja, wenn man sich exponiert wird man angegriffen. Man wird es so lange, bis der Gegner weiß, dass man die besseren Argumente hat. (Wobei hier auch konkrete Zauber, Golems oder gekaufe Orkhorden als Argumente zählen.) Danach ist es an den Anderen, den Schwanz einzuziehen. Sollte es tatsächlich irgendwo mehr als nur Schemen beim Gegner geben, so werden sie sich schon zeigen. Natürlich muss man sich auch auf Kämpfe im Leben vorbereiten. In dem Zusammenhang wiederum fand ich Vegetius hilfreicher als Sun Tsu, aber ich schweife ab.

In jedem Fall sollte man sich auf die eine oder andere Form von Schlagabtausch einstellen, wenn man in der Politik unterwegs ist. Viele Leute scheinen jedoch kurioserweise zu meinen, dass man dort mit dem Strom schwimmen müsse.

Dabei will ich euch, meine Untertanen, nun nicht unvorbereitet lassen.

Was macht man in einem Duell (auch mit mehreren Gegnern)? – Man schaut, dass man einerseits die Mensur hält, und andererseits die längere Waffe hat.

Die längere Waffe ist natürlich hier das bessere Argument. Wann man es einsetzt, hängt von der Gelegenheit ab. Verschaffen kann man sich tolle Apparillos dieser Art an unterschiedlichen Orten. Wie aber hält man die Mensur?

Man hält geistigen Abstand zum Gegner, kennt möglichst seine Argumente und deren Reichweite. Falls der Kerl einen dabei überrascht, hat man eben auch mal Pech. Deshalb schaut man zuerst aus der Entfernung, mit wem man es zu tun hat. Vor lauter Entfernung halten aber wegzulaufen, bedeutet aufzugeben. Das soll ja gerade vermieden werden.

Also: Gegner immer schön im Blick behalten!

Wie bringt man einen kontrollierbaren Abstand zwischen sich und den Gegner? – Indem man einen ruhigen Raum dazwischen schafft. Das muss ein Raum sein, in dem man kühl und abgeklärt agieren kann.

 Und plötzlich hilft die Zauberei! Denn ein passendes Mantra kann hier dafür sorgen, dass man sich selbst in einen Zustand der Ruhe versetzt. Ich hoffe doch, ihr meditiert alle fleißig, meine Untertanen?!

Dann verankert doch bitte (mittels NLP o.ä.) einmal als Experiment für entsprechende Situationen folgendes Mantra in eurem Hinterkopf:

„Ich habe Wissen. Ich werde für mein Wissen kämpfen.“

Dabei ist natürlich zu beachten, dass Wissen nicht unveränderlich ist. Sollte sich tatsächlich einmal ein Gegner als überlegen zeigen, so sind sein Wissen und seine Ansätze in den passenden Teilen zu übernehmen und zu integrieren.

Dies wird aber umso seltener passieren, je mehr Wissen man bereits hat. Entscheidend dabei ist, dass es sich auch um Wissen zu Methoden des Kampfes handelt, wobei hier die psychisch-sozialen Methoden gemeint sind. Besonders unliebsame Gegner in Frösche verwandeln kann man später immer noch.

Ihr merkt schon: Ihr werdet gerade inhaltlich rekrutiert für meine grauenhafte Armee des Schreckens. Doch das wird euer Schaden nicht sein, denn wer mir folgt, gehört später zur herrschenden Kaste in meiner angestrebten Herrschaft der Nacht. Dabei stimmt es schon, dass andere Ideologien ähnliche Dinge erzählen und versprechen. Doch deren Anhänger hat das ja offensichtlich bisher nur in die Verzweiflung getrieben. Ihr aber habt magisches Denken auf euer Seite!

Bleibt böse!

Euer Tobias, der sehr finstere

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