Start Kolumne Ein Auszug aus der Erzdämonenkunde

Ein Auszug aus der Erzdämonenkunde

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Das mit den Taliban hat sich echt mit einer Geschwindigkeit entwickelt, die ich dem nun folgenden Oberknallkopf fast nicht zugetraut hätte. Da bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als meinen Lesern zu erklären, was gerade Sache ist.

 Also: Ich hatte ja bereits in meiner letzten Kolumne angedeutet, dass diese bärtigen Gewehrherumschlepper letztlich einem Typ folgen, den ich den „Großen Khan“ nenne. Dabei ist der natürlich nicht mit dem historischen Dschinghis Khan identisch. Er versucht nur vergeblich, so cool zu sein, dass irgendwann eine bunt gekleidete deutsche Popgruppe mal ein Lied über ihn macht.

Bei demjenigen, der sich da breitmacht, handelt es sich aber nun offensichtlich um einen gewissen Erzdämon, der sich auch gerne mit dem Herrn apokalyptischen Reiter „Krieg“ identifizieren lässt. Wie Erzdämonen das häufig so machen, lässt er sich international in verschiedenen Sprachräumen unter verschiedenen Pseudonymen anrufen. Leider führt das aber zu einem ziemlich unübersichtlichen Namenswirrwarr. Deshalb nenne ich ihn nun einfach den „Großen Khan“, weil er sich dafür hält.

Persönlich möchte er die Welt mit offensiven Kriegen erobern. Eroberungen sind zwar für Dämonen und Schwarzmagier ein allseits beliebter Zeitvertreib. Der Große Khan allerdings hat die unangenehme Angewohnheit, dabei unnötig Dinge kaputt zu machen. So etwas gilt als schlechter Stil.

Er haut allgemein drauflos, als gäbe es kein Morgen mehr, und fällt irgendwo ein mit inhaltlich überflüssigen Armeen. So ist es hier geschehen, so wurde es auch sonst schon beobachtet. Dann machen seine Armeen halt und gestikulieren unter wilden Rufen in Kameras hinein. Historisch wurde dieses Verhalten gegenüber leicht zu beeindruckenden auswärtigen Sendboten praktiziert. Heutigentags legen sich Khans Jünger extra ins Zeug, um Menschen vor Bildschirmen zu verunglimpfen oder dergleichen.

Auch weitere Verhaltensweisen lassen sich darüber erklären. Den Flughafen in Kabul nur zu belagern, erzeugt auch etwa mehr Öffentlichkeit, als ihn einfach einzunehmen. Das kann man als Macho-Gehabe abrechnen. Angst zu erzeugen kann aber an der richtigen Stelle viel effektiver sein, als wirklich Schaden zuzfügen.

Gleichzeitig sehe ich ein Bild von einem norwegischen Soldaten mit einem nun irgendwie verwaisten Baby auf dem Arm. Das ist auch Strategie. Es gibt die alte Weisheit, dass es im Krieg viel effektiver ist, einen Feind zu verwunden, als zu töten. Um einen verwundeten Soldaten müssen sich seine Kameraden nämlich noch kümmern, und damit sind die dann auch aus den Kämpfen raus. Scheinbar sind Norweger auch dann raus, wenn sie sich um afghanische Babys kümmern müssen.

Wir hier in Deutschland wiederum überlegen nun nicht allein, wie man afghanische Babys samt ihren Angehörigen rettet.

Mit der unmittelbaren Beherbergung von denen ist es nämlich nicht getan. Das weitere liegt oft  auf der geistigen Ebene.

Auf derselben nämlich setzen sich enorm viele Leute in Deutschland auf ein hohes Ross und behaupten, dass es hier keine Kriege und Kämpfe gäbe. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Ich kann hier das Wirken des Großen Khan sehr wohl sehen und ableiten. Es ist nur indirekter.

Denn was ist Kampf? Kampf ist eine erbitterte Auseinandersetzung. Und was ist Krieg? Krieg ist, wenn man sowas besonders groß aufzieht. Ihr merkt schon, meine Leser: Da läuft auf verschiedenen Ebenen hier auch einiges ab. Wenn Leute auf der Straße nicht direkt mit dem Tode bedroht sind, ist das erst einmal ganz nett, aber Existenz ist nicht nur Leben. Es können auch andere Aspekte auf andere Weise angegriffen werden.

Man könnte es an vielen Stellen sogar so umdrehen, dass das Leben insgesamt als Kampf erscheint. An so einer Stelle ist jemand wie der Große Khan dann besonders präsent im Hinterkopf. Jaja, all die leisen Stimmen, die zu einem sprechen, sind in Wirklichkeit Dämonen. Hohahohaho!

So… äh… Die wollen dann nunmal von einem, dass man irgendwen angreift, sei es psychisch oder physisch. Ein fähiger Praktizierer der finsteren Machenschaften muss daher starke Exorzismen beherrschen, um nicht ständig jemand einzuäschern, den man später vielleicht noch brauchen könnte.

Entsprechend lautet nun auch mein abschließender Ratschlag an euch: Seid bloß nicht selbstgefällig, dass ihr euch nicht auch wie Taliban benehmen könntet! Heilige Bücher sollten nicht allzu heilig sein. Traut euch ruhig etwas Ketzterei zu! Dann klappt es auch mit der Dämonenbeherrschung.

Bleibt böse!

Euer Tobias, der sehr finstere

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