Gerade gibt es schon wieder kein gutes Thema. Lokalpolitisch gibt es nur Hickhack am Rande zu berichten, im Bund kommen sie nicht aus dem Quark, und die Zwerge schlafen ihren Rausch aus, nachdem sie zuletzt diesen Lärm gemacht hatten. Also schreibe ich über Wurst.
Die verschiedenen Arten von Würsten sind zunächst zu sortieren. Ich gehe dabei von Größe, Art und Form aus. Ob wir es konkret mit einer Schweine- oder einer Geflügelwurst zu tun haben, oder am Ende gar mit einem Tofu-Bratling, soll keine Rolle spielen.
Fangen wir zunächst mit kleinen Würsten an. Die Snackvarianten größerer Würste sind dafür auch egal, weil die nicht strukturell anders sind.
Sonst haben wir da sowas wie Nürnberger. Selbige brate ich hin und wieder, weil die eigentlich ganz aromatisch sind. Soll ich jetzt einen Bogen zu bayrischer Lokalpolitik ziehen? Vielleicht mache ich das, sobald ich mich mit jener in Franken auskenne.
Dabei fallen mir bei bayrischen Würsten sonst diese Weißwürste ein. Die sehen für mich aber eklig aus, ungefähr wie Seegurken oder sonst etwas, das noch unheilig leben könnte. Die rühre ich nicht an. – Und so etwas essen CSU-Mtglieder freiwillig.
Den Hype um Thüringer verstehe ich auch nicht ganz, wenngleich man die essen kann. Aber das scheint mehr eine Marketing-Geschichte zu sein.
Natürlich gibt es die besten Bratwürste in Bochum. Der Neid muss allerdings lassen, dass die aus Freienohl im Sauerland damals auch ganz gut waren.
Soweit Bratwürste zu Currywürsten verarbeitet werden, könnte ich nun eine Rangliste der Qualität bei Pommesbuden folgen lassen. Ärgerlicherweise hat die Bude bei mir um die Ecke aber zu gemacht, und da gab es die besten. Für die weitere Reihenfolge müsste ich eine Bude in Dortmund mit in Betracht ziehen, und das ist zu peinlich. Also lasse ich diese subjektive Einordnung.
Für das untere Ende so einer Skala soll aber trotzdem noch allgemein anmerkt sein, dass ich das, was sie in Berlin als Currywurst bezeichnen, nicht als solche anerkenne. (Hier lässt sich durchaus eine Parallele zu bestimmten politischen Veranstaltungen dort ziehen.) Das ist eher so etwas wie ein historisches Experiment, bei dem möglicherweise DDR-Wissenschaftler und radioaktive Strahlung eine Rolle gespielt haben.
Damit wären wir bei Bockwürsten. Um einen lustigen Kalauer zu bringen: Bei denen hat ihr Erfinder echt einen Bock geschossen. (Wobei ich Pferde-Fleischwurst heraus nehme.) Normalerweise isst man sie zusammen mit Kartoffelsalat, wobei über den wieder separat zu diskutieren wäre. Gemeinhin lasse ich von so etwas die Finger. Allerdings erinnere ich mich auch an eine Begebenheit, als ich das Zeug nach einem Italien-Urlaub im Reisebus mit ziemlichen Heißhunger verschlungen habe. Zwei Wochen Nudeln waren wohl doch zuviel.
Dabei kommt doch aus Italien auch Salami!? – Egal. Es geht mir nicht um Aufschnitt. Auch Verirrungen wie Mettwurst kann man mit Nichtachtung strafen, weil es nur wurstförmig gestopfter Matsch ist.
Interessant ist allerdings die Frage, ob es sich bei Pfälzer Saumagen letztlich um eine geschnittene Wurst handeln würde. Um jenen habe ich lange einen Bogen gemacht, weil ich der Expertise von Helmut Kohl misstraut hatte. Ich muss aber dann doch sagen: Eigentlich kann man diese Spezialität essen. Ob man (fleischige) Kleinteile nun in einen Schweinedarm oder einen Schweinemagen stopft, ist systematisch schon eine sehr ähnliche Vorgehensweise.
Auf eine Sache muss ich aber noch zu sprechen kommen. Ich habe nämlich zwischenzeitlich einen Artikel in der NZZ gelesen. Er ist überschrieben mit „Was passiert, wenn ein Ort die Pandemie einfach ignoriert? Auf Sansibar ist der Irrsinn ausgebrochen“[1], was für mich suggeriert, dass es dort Leichen und Chaos in großem Umfang geben würde. Doch der Autor hat offenbar nichts dergleichen gefunden. Statt dessen berichtet er von verschiedenen Skurrilitäten.
Ich klaue nun dem Eidgenossen seinen besten Gag, denn er entdeckte am Ende auch eine „Adolf Hitler Pizza“. Nun könnte man von Deutschland aus als Speise zur Person Hitlers vielleicht einen Eintopf mit Wurst aus armen Schweinen assoziieren (da hätten wir den Bogen zu meiner Überschrift). Allein ein Imbissbudenbetreiber auf Sansibar tat solches mitnichten. „Das will doch keiner essen!“, dachte er sich vielleicht. Oder vielleicht zog er die deutsche Kolonialherrschaft der britischen vor. Anstatt nun aber ein Gericht nach Moltke oder Blücher zu benennen, wählte er den bekannteren deutschen (natürlich real österreichischen) Namen. Und so kreierte er „…Sansibar Pizza… : eine Crêpe … [mit] … Papaya, Mango, Ananas und Nutella“. Diese Zusammenstellung ist eine „Adolf Hitler Pizza“. – Guten Appetit!
Und die Moral von der Geschichte: Wenn schon wahnsinnig, dann aber bitte mit interessantem Essen dabei.
Bleibt böse!
Euer Tobias, der sehr finstere
[1] https://www.nzz.ch/folio/sansibar-was-passiert-wenn-ein-ort-die-pandemie-einfach-ignoriert-auf-sansibar-ist-der-irrsinn-ausgebrochenn-ld.1642116?mktcid=smch&mktcval=fbpost_2021-09-06&fbclid=IwAR2waDd5TKi4kZnZVWHEHCvDZ8yJDEZjasXk9Wo2Z8uU8zoWj_G3jJPhS50