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Weltenschleier

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Also: Jetzt war ja gerade wieder Halloween / ein Helloween-Konzert / Samhain, ein altes heidnisches Jahreskreisfest. Ich vermute einmal, viele meiner Leser werden es mit wilden Orgien verbracht haben. Wahrscheinlich werden sie ihrerseits vermuten, dass ihnen eben deshalb mein folgender Bericht schwammig erscheinen wird.

 Dieses Fest hat es aber auch so an sich, dass die Schleier zwischen den Welten sich heben, und dann noch mehr unheiliges Gekreuch und Gefleuch herumrennt als vorher schon. Sobald die Nebelschleier dann wieder zurückschwappen, verlieren Viele die Orientierung. Sie wissen nachher gar nicht mehr, was so passiert ist. Mit Hilfe arkaner Betrachtungsweisen werde ich deshalb zurückliegende lokale Abläufe darstellen.

Ich werde mich auf die wichtigsten Ereignisse beschränken.

Es war zunächst augenfällig, wie das Gespenst des ehemaligen Bochumer Bürgermeisters Hans Lohdieck (Amtszeit 1327 – 1341) im Rathaus rumorte. Er hatte offenbar zwischenzeitlich im Büro von Herrn Eiskirch einiges durcheinander geworfen. Die Gnome aus dem Rathauskeller hatten zu tun, um das wieder in Ordnung zu bringen. Und am Ende haben sie sich bei mir darüber beschwert. Warum ich? Beschäftigt die Stadtverwaltung keinen Gnomenkoordinator?

Die Weißen Weiber in Langendreer haben einiges an Terz aufgeführt. Wahrscheinlich wollten die auch nur Party machen, haben es dabei aber übertrieben. Mir wurde jedenfalls von Horden kreischender Jugendlicher berichtet, die von bleichen Frauen in wilhelminischen Kleidern verfolgt wurden. Es ging wohl darum, einen Eintopf aus den eigenen Eingeweiden zu kochen, was von den fraglichen Personen als unappetitlich empfunden wurde.

 Am Ende sind die Jugendlichen in die verborgenen Räume des alten Amtshauses getrieben worden. Falls sich niemand an sie erinnern sollte: Also, es gab da mal junge Einwohner von Langendreer, die nun aus dem Gedächtnis der Welt getilgt sind.

Etwas beschaulicher ging es bei mir um die Ecke im Amtshaus Hamme zu. Dort sind alle eingeschlafen, die das Gebäude betreten haben. Dann haben sie komisches Zeug geträumt. Ich will dazu als Traumdeuter nicht zu viel verraten, aber sich mit mir gut zu stehen, könnte sich noch auszahlen.

Im Verhältnis beinahe ruhig war es in Wattenscheid. Dort haben nur ein paar untote Gänsereiter überraschte Kanadagänse verfolgt, die eigentlich schlafen wollten. Dabei ist ein kläffender Knüppelhund offenbar zwischen sämtlichen Beinen herumgesprungen. Auf diese Weise sind Federn geflogen, aber das war es auch schon.

In Sundern fand die Jahreshauptversammlung von allen Bergleuten statt, die schon über 100 Jahre tätig sind. Für deren Verköstigung hatte Mutter Wittig persönlich gesorgt. Dadurch, dass die alte Dame nicht nur auf das Essen geachtet hatte, sondern auch auf die Einhaltung der Vorgaben von Herrn Knigge, ist es dort ebenfalls artig zugegangen.

Ich selbst habe versucht, per Astralprojektion bei der Zauberin Veleda im Rauendahl durchzuklingeln. Aber die war nervös und beschäftigt. Sorry, aber wenn man sich eigentlich seit 2000 Jahren mit solchen Festen auskennt, könnte man echt besser organisiert sein…

Die Krux bei diesen verschiedenen Ereignissen ist natürlich, dass ich sie alle extra erwähnen muss. Selbst an die Bedeutsamsten unter ihnen würden sich nämlich viele meiner Leser sonst nicht erinnern. Das betrifft vor allem einfache Menschen und Zwerge. (Von Trollen fange ich lieber gar nicht erst an.) Selbige haben selektive Blackouts im Nachgang von Begegnungen und Vorkommnissen, die sich auf Wesen mit starker magischer Aura beziehen.

 Die Schuld für diese getrübte Wahrnehmung trifft den so genannten „Schleier zwischen den Welten“. Dieser altertümliche Begriff wird in moderner Zaubereiforschung allgemein als arkanes Hyperfeld identifiziert, das eine metamagische Gesamtstruktur im Verhältnis zu mundanen Individualquanten ausprägt. Durch Polbildung kommt es hierbei zu sekundären Abstoßungseffekten.

 Dabei ist das Feld selbst zyklischen Schwankungen unterworfen. Jene folgen aus verschiedenen Gründen (vegetative Subzyklen, divinatorische Vorgaben, Erdmagnetismus etc.) grob den Jahreszeiten. Das Ergebnis sind die bekannten Jahreskreisfeste. Zu diesen nähern sich magische und mundane Welt an einander an.

 Driften sie wieder auseinander, übernehmen auf beiden Seiten die Primärvisionen. Dann sehen Elfen mehr und Menschen weniger, und dies wirkt sich auch rückwirkend auf Erinnerungen und Fähigkeiten aus.

 Dann braucht es die Hilfe strukturierter Zauberei, um die Realitäten wieder logisch zu vereinen.

Bleibt böse!

Euer Tobias, der sehr finstere

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