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Kekse!

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Durch geheime Kanäle wurde in den letzten Jahren und Jahrzehnten auf der Erde eine universelle Binsenweisheit verbreitet: Auf der dunklen Seite gibt es Kekse. Das gilt allgemein für das Umfeld von Bösewichten und ihren Organisationen. Auf mich als finsteren Zauberer trifft das noch einmal verstärkt zu.

Die fraglichen Kekse sind dabei selten echtes Gebäck, das von fies grinsenden Typen in langen Mänteln an kleine Mädchen mit Pferdefimmel verfüttert wird, um sie zu mästen. Bei bösartigen Politikern sind es oft eher Bonbons, Kugelschreiber oder Luftballons.

In Bezug auf größere Organisationen können die Kekse manchmal seltsame Formen und übertragene Zusammenhänge annehmen. Teilweise sind es leere Versprechungen, die nachher eher bitter schmecken, als nach Hefeteilchen.

Ich persönlich bin ja Oberbösewicht. Daher verspreche ich gerne Sex, Heavy Metal, und ein Imperium, wo allgemein kein Licht an ist. Das ist aus praktischen Gründen teilweise übertragen gemeint. Sonst würde ich mir ja hinterher selbst irgendwo die Füße anstoßen.

Dabei habe ich an sich durchaus vor, diese Versprechungen einzuhalten. Es soll ja niemand sagen, dass die Kekse auf der dunklen Seite überhaupt keinen realen Gehalt hätten. Da ich aber auch nicht (noch nicht) überall sein kann, bitte ich darum, sich wegen obigen Punkten im Zweifelsfall bei mir zu melden!

Der Süßegrad der Kekse ist natürlich eine direkte Folge der sinnlichen Wahrnehmung. Diese muss man als übler Herrscher auf möglichst vielen Ebenen ansprechen. Die Rezeptionsorgane des Pöbels sind dabei unterschiedlich weit entwickelt. Süße im Sinne der Geschmacksnerven wäre dann relevant bei Gebäck, Bonbons und Sex. Der optische Eindruck entscheidet bei Luftballons, Wahlplakaten und Sex. Die Haptik ist wichtig bei Kugelschreibern, Schwertern und Sex. – Gerade fällt mir auf, dass ich mehr Sex versprechen sollte. Nur Heavy Metal als akustisches Element scheint davon weitgehend unberührt zu sein.

Natürlich kann man nach der Faustregel „viel hilft viel“ vorgehen. Man muss dann aber damit rechnen, dass Opfer im Allgemeinen und Wähler im Speziellen irgendwann übersättigt sind. Irgendwann haben sie keinen Bock mehr auf das süße Zeug. Ich persönlich sehe die Lösung in einer barocken Bandbreite an Krimskrams, wo für Jeden was dabei ist.

Der Kernpunkt ist also die Zubereitung eines Menüs aus Süßigkeiten: Kaltschale vorweg, Torte als Hauptgang, und hinterher noch Wackelpeter. Ernährungswissenschaftler raten bekanntlich dringend zu einer derart ausgewogenen Diät.

Genau deshalb verabreichen Politiker sie oft, wenngleich im übertragenen Sinne. Da gibt es ein paar kleine Steuergeschenke als Appetitanreger vorweg, viel Populismus als Kernaussage, und als Nachtisch Dinge, die niemand braucht, aber aufgeschwatzt bekommt. Den sittlichen Mehrwert von dem Ganzen kann man dann eher mit der Lupe suchen.

Die Kekse als solche liegen übrigens irgendwo in der Dunkelheit herum, die ich oben erwähnte. Man darf sie suchen, und Allergiker könnten das Problem haben, dort einen Nusskeks zu erwischen.

Euch als meinen Untertanen rate ich daher in meiner vorübergehenden Wohlgesonnenheit (von Güte will ich nicht direkt sprechen), dass ihr den Metal möglichst laut aufdreht. Das hilft.

Die Kekse anderer Leute könnten ungesund sein. Wenn ihr schon Produkte des Bösen konsummieren wollt, dann nehmt sie von mir! Meine Spezereien sind mit Allegorien gebacken, und nicht mit Kontrollwahn.

Guten Appetit und bleibt böse!

Euer Tobias, der sehr finstere

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