Es mag den Augen von Teilen der Öffentlichkeit bisher entgangen sein, aber wir kriegen jetzt einen gewissen RS1 im Ruhrgebiet. Hinter dieser spacigen Bezeichnung verbirgt sich jedoch weder Raumschiff noch Reaktorschrott oder Reagenzschwert. (Von letzterem wissen viele Menschen gar nichts.) Gemeint ist mit RS1 vielmehr ein so genannter Radschnellweg, der die Ruhrgebietskarte von links nach rechts durchqueren soll, also eine Fahrradstraße von Duisburg nach Dortmund.
Damit beginnen die Konjunktive. Auf weiten Abschnitten von der Route können nämlich auch Fußgänger und Zauberer frohgemut herumlatschen. Das liegt daran, dass sie es an bewussten Stellen auch vorher schon getan haben, und dann bleibt das auch so.
Aber auch abgesehen von den Fortbewegungsformen verschiedener Spezies bleibt so einiges im Unklaren mit dem RS1.
So wurde jetzt eine Planungskarte zum Verlauf durch das Bochumer Kerngebiet gezeigt. Dabei wurden nur in einer Hinsicht im Vorfeld Fakten geschaffen: Da wurde eine mit RS1-Teilaufschnitt (oder so ähnlich) deklarierte Radelstrecke vom Westpark bis grob nach hinter dem Bermudadreieck gebaut. Was sich zunächst wie freundliches Entgegenkommen gegenüber radfahrenden Alkoholkonsumenten anhört, war aber Murks.
Niemand hatte sich nämlich im Vorfeld überlegt, wie man jetzt eigentlich vom Bermudadreieck radelnd nach Laer oder Langendreer kommen sollte.
Deshalb schrieb die Stadt dann irgendwelche Leute an, ihnen bitteschön mit Routen eigenen Gustos aus der Misere zu helfen. Zwerge waren übrigens ziemlich sicher keine dabei, denn unter den eingegangenen Vorschlägen war keine einzige Untertunnelung der Innenstadt zu finden.
Im Endeffekt wurde dann eine schöne bunte Karte präsentiert, bei der alle möglichen Straßen unterschiedlich farbig gekenntzeichnet sind. Ich hätte nun erwartet, dass den Radfahrern parallel dazu ein Ortungssytem oder ein Schilderwald präsentiert worden wäre, um sie entsprechend Gemütslage oder Feng Shui auf unterschiedliche Wege zu leiten. Das geschah jedoch nicht.
Statt dessen wurde um namentlichen Plan herumgeheimnist. Eigentlich ging es ja nur um eine Durchquerung der Innenstadt, speziell in östlicher Richtung. Ich persönlich hätte glatt gesagt: Einmal Alleestraße rauf, am Rathaus vorbei, Hans-Böckler-Straße, Ring, und dann schwupp am Schwanenmarkt um die Ecke. Dahinter geht dann die Blumenstraße in die richtige Richtung. Die Blumenstraße ist das Ding hinter dem Finanzamt in Richtung Blumenfriedhof. Da wäre genug Platz für einen achtspurigen Ausbau des RS1 gewesen. Aber mich fragt ja keiner.
Dabei lässt sich die Innenstadt mit Passanten und Gedöns nicht vermeiden, wenn man mittig durch Bochum will. Pläne von Sylphen für abenteuerliche Konstruktionen auf Stelzen verwerfe ich übrigens wegen meiner Höhenangst.
Und so haben wir dann als Zwischenergebnis einen kryptischen Plan. Innerhalb desselben wurde eine einzelne Route als Non-Plus-Ultra von der Stadtverwaltung ausgelobt – bis darauf, dass man noch etwas daran herumwerkeln müsste, indem man etwa abenteuerliche Konstruktionen auf Stelzen (hier über die Wittener Straße) ergänzt.
Westliches wie östliches Ende der bunten Linien sind dabei ebenso angreifbar wie die Linien selbst.
Womit wir es also zu tun haben, ist ein Schaltplan für den Radverkehr, bei dem man stets im selben Gang durch unterschiedliches Gelände will. Das geht, ist aber nicht effizient.
Die geheimnisvolle Schatzkarte wiederum ist so avangardistisch gezeichnet, dass sie keiner lesen kann. Was darauf fehlt, sind ein großes X, Totenköpfe, und Warnungen vor wilden Eingeborenen im Kortumpark.
So, wie sie vorliegt, scheint sie eher ein Plan für eine Platine zu sein. Es mangelt nur an Symbolen für Umschalter, Widerstände oder blinkende Lämpche. Dabei ließen die sich einzeichnen. Blinkende Lämpchen sind an Ampeln, Widerstände findet man ständig, und Umschalter wären Kreuzungen.
Man muss sich also fragen: Hat ein Elektrotechniker diesen Plan gezeichnet? Und wenn ja: Was macht diese Schaltung am Ende? Eigentlich sollte sie nur den Fluss garantieren. Statt dessen klemmt die Maschine, und ich weiß nicht, ob der Fehler in der Hardware, der Software, oder beidem liegt.
Da hilft eigentlich nur eins: Dagegen treten, bis es besser wird. Also, Leute, tretet in die Pedale! Schlimmstenfalls klebt ihr an einem plötzlich aus dem Boden schnellenden Klotz aus bergischer Grauwacke, weil jemand ein paar Straßen weiter die falsche Kreuzung überfahren hat. Und dabei war noch im Vorfeld gesagt worden, der Weg sollte möglichst kreuzungsfrei verlaufen.
Bleibt böse!
Euer Tobias, der sehr finstere