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Existenzialismus

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Die meisten Menschen machen ihre Existenz von ihrem biologischen Leben abhängig. Ist das nicht lustig von dieser Primatenspezies? Doch was unter Elfen ein Running Gag ist, und unter Nymphen ein Grund für tief empfundenes Mitleid, das kann man auch als Ansatzpunkt für tiefschürfende Überlegungen hernehmen.

Man stelle sich nur vor: Eine Atombombe fällt jemandem auf den Kopf, und es wird dunkel. Wenn der Atomgebombte dann das nächste Mal die Augen aufmacht, ist da Erde, aus der er sich erst einmal herauswühlen muss. Dies wird gefolgt von einem eigenartigen Appetit auf Gehirne sowie der sehr ärgerlichen Feststellung, dass er hin und wieder Körperteile liegen lässt.

All das passiert natürlich nicht, falls man rechtzeitig einen sehr vorteilhaften Vertrag mit einem Herrn mit Hörnern auf dem Kopf unterschrieben hat. Auch der vorübergehende Aufenthalt in einer Zwergenhöhle kann helfen, wenn die Zeitverschiebungsachsen gerade passen. Natürlich haben verschiedene Leute weitere, eigene Mittel gegen Bedrängungen radioaktiver Natur. Ich bin mir zum Beispiel ziemlich sicher, dass die Gnome Rechtsgutachten besitzen, die Nuklearschläge gegen ihre Behausungen schlicht verbieten.

Selber habe ich in meinem Einflussbereich alles mit Sigillen vollgepflastert. Die sollten eigentlich helfen; wahrscheinlich auch für ganz Bochum und Umgebung. Falls sie es nicht tun, muss man sich auch keine Sorgen machen. Das bekommt dann sowieso keiner mit. Also können wir auch die Zwischenzeit mit Orgien und Schweinkram verbringen.

Ja, und dann kommt irgendjemand um die Ecke geeiert und fragt nach dem Sinn des Lebens.

Ich gebe zu: Die Antwort „Guter Sex!“ auf diese Frage habe ich von einem Sukkubus. Aber trotzdem ist diese Antwort nicht falsch. Sie war nur eben richtig für eine höllisch scharf gebaute Braut mit Fledermausflügeln und verdammt spitzen Fingernägeln.

Für andere Wesen gelten andere Antworten. Trolle lieben es, Passanten zu ärgern, Blütenfeen benebeln sich den ganzen Tag mit Pollenstaub, und Kobolde sehen es häufig als ihren Lebenszweck an, Königinnen ihre Kinder wegholen zu wollen. Man mag vieles davon für albern und kindisch halten, aber jeder hat eben seins. Der Sinn des Lebens ist individuell, wobei es aber schon gewisse Tendenzen je nach Vorbedingungen gibt.

Ich selber will in dieser Hinsicht als Lebenszweck die Welt in meinem Sinne verzaubern. Da ich aber ein extrem gemeines Individuum bin, verrate ich nicht, was mein Sinn ist.

Hierin liegt ein allgemeiner auffordernder Charakter. Jeder sollte sich selbst ein schönes, großes Ziel setzen, und an dessen Umsetzung arbeiten. Das sind zwei verschiedene Punkte, die mit einander interagieren. Nicht jeder ist so ein wahnsinniges Genie, wie ich es bin. Da muss er dann kleinere Brötchen backen.

Wer sich Lebensziele übrigens aufs Auge drücken lässt, der ist in meinen eigenen vorgenannten kein Individuum im engeren Sinne. Wer bin ich denn sonst bitte? Ein Homunkulus?

Außerdem braucht man ebenso große wie kleine Ziele. Sonst wird man entweder kirre, weil man kaum weiter kommt, oder man verzettelt sich in einem Wust aus Banalitäten.

Dabei sind dann Schritte zu unternehmen, die Dingers praktisch umzusetzen.

Was aber nützt dies am Ende, falls wirklich jemand eine Atombombe regnen lässt?

Normalerweise setzt man sich vielleicht künstlerische oder wissenschaftliche Ziele, mal enger, mal weiter. (Wer übrigens nur nachahmt, der verzichtet auf bedingte Unsterblichkeit, die er durch sein Werk sonst erreichen könnte.) Aber ein thermonuklearer Flächenangriff hat die Eigenschaft, Arbeitsergebnisse kaputt zu machen. Und dann war die ganze Wurschtelei vorher für die Katz.

Nun, die Lösung für das Dilemma ist eigentlich ganz einfach: Man muss nur hoch genug stapeln, damit die eigenen Ergebnisse später einmal von Außerirdischen würdig für eine Rekonstruktion befunden werden. Hin und wieder kommen nämlich fliegende Untertassen an der Erde vorbei und schauen nach, ob es doch mal was Sehenswertes für galaktische Touristen geben könnte.

Zumindest soll niemand sagen, dass diese Eventualität für die Umsetzung des eigenen Lebenssinns weniger Aussicht auf Erfolg hätte, als die Anbetung des heiligen Feuers oder ähnliche Überzeugungen!

Bleibt böse!

Euer Tobias, der sehr finstere

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