Start Kolumne Waldgeister? Waldgeister. Waldgeister!

Waldgeister? Waldgeister. Waldgeister!

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Wer an Waldgeister denkt, denkt zumeist an Holztrolle oder an lustige, kleine Wichtelmännchen. Nur wenige Leute denken an spirituelle Naturgeister, die mit herausragender Unscheinbarkeit in der Gegend herumhuschen, weil ihnen Pflanzenwachstum ein besonderes emotionales Bedürfnis ist.

Auch diese meinte ich jedoch nicht bei meinem letzten Antrag im Ausschuss für Kultur und Tourismus am 15.3.2022, bei dem ich so etwas beschwören wollte. Mein Ansatz ging eher in eine diffizile Richtung, um die Welt mit Hilfe einer Armee von laubaffinen Gespenstern bis auf den Grund zu erschüttern. Dabei wurde der Antrag zwar vorerst abgelehnt (s.u.), aber man wird noch sehen. Geister können an seltsamen Stellen überleben, wenn sie etwa in spirito mediatorem leben, wie der Beschwörer so spricht.

Kurz gesagt bedeutet das, dass Geister eine geistige Erscheinung sind. Sie leben in der einen oder anderen Vorstellungswelt. Von solchen wieder sind viele durch Erinnerungen geprägt, individuelle wie kollektive. Im Endeffekt erschrecken sich dann später sehr viele Leute vor bestimmten, düster dräuenden Schatten, weil ihnen Kultur und Lebenserfahrung vorgeben, dass an jeweiliger Stelle richtig die Muffe zu gehen hätte. Manches wird auch von den biologischen Gegebenheiten der sinnlichen Wahrnehmung mitbestimmt.

Als Zauberer kann man auf die Weise viele Klassen von Geistern ziemlich einfach beschwören, wo solche in der Welt bereits angelegt sind. Genau das gilt nun auch bei Waldgeistern.

Man stelle sich vor, was wäre, wenn ein echter Holztroll irgendwo im Wald herumsitzen würde, wenn gerade ein Jogger mit Kalorienzähler vorbeiliefe! Der Kalorienverbrauch würde rasant ansteigen – und das wäre schon allein die Folge der verwirrten Blicke, welche die beiden Subjekte tauschen würden. Doch das wäre ja eine Trollbeschwörung, und keine Geisterbeschwörung.

Also schlug ich stattdessen im Ausschuss vor, illusionsinduzierende Gerätschaften künstlerischer Natur an Waldrändern oder in Parks in die Gegend zu tüddeln. Das Ganze würde schließlich im Winter besonders hübsch aussehen. Selbiges Anliegen wurde mit Verwunderung aufgenommen und abgelehnt, vermutlich aus einer natürlichen Scheu vor meiner persönlichen Unheimlichkeit heraus.

Dabei aber wurde der Hauptpunkt übersehen: Denn bereits das Lesen und Hören von Geistern erschafft Geister in Geistern! Und dann sind die Leute nachts zur Geisterstunde entgeistert, weil es spukt. Da ich speziell Waldgeister aufgerufen habe, wird meinen Rezipienten nun unheimlich zumute werden, sobald sie um 0,27 Uhr oder so durch einen unbeleuchteten Wald schlawenzeln.

Ja, so zeigt sich meine Macht. Bei späterer Gelegenheit wollte ich die Waldgeister übrigens noch mit irgendwelchen Gimmicks ausstatten. Das hatte ich aber aus strategischen Gründen im Ausschuss noch nicht erwähnt, zumal da noch Details bei den Planungen offen sind.

Vielleicht könnte man besonders unheimliche Waldgeister so einsetzen, dass sie meine Gegner in Salzsäulen verwandeln. Das soll historisch schon vorgekommen sein. Ich weiß nur noch nicht, was man da an Vorbereitung für braucht. Andere Erschrecklinge erhöhen einfach das Gruselniveau meiner finsteren Pläne.

Also, liebe Leser: Gruselt euch schön! Denn was ihr fern im Wald seht, ist demnächst vielleicht gar kein Baumstumpf mehr, sondern eine ätherische Legendenkreatur, die ich des Fürchtens halber beschworen habe.

In so einem Fall müsstet ihr laut rufen: „Geb, oh Zauberer, mir Schutz! Schnell, oh finsterer, kein Witz!“ Daraufhin befürchtet ein Gespenst (Waldgeist) natürlich, dass ich auftauchen könnte. dadurch gruselt es sich selber. Sobald ihr dann an der fraglichen Stelle nachseht, findet ihr tatsächlich nur einen Baumstumpf oder etwas ähnliches. Da bin ich mir verhältnismäßig sicher.

Bleibt böse!

Euer Tobias, der sehr finstere

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