Start Kolumne Ups! War ich das?

Ups! War ich das?

97
0

Manchmal passieren Dinge, die hatte man so nicht kommen sehen. Natürlich kann man in Nachhinein sagen: Hättest du mal öfter die Karten gelegt! Vielleicht hätte man auch in Paralleldimensionen nachfragen können, wie die Dinge da laufen. Aber im Nachhinein ist man immer klüger.

 Konkret geht es jetzt um den krakenhaft herumexapndierenden Fragestellungskomplex zu diesem Herrn Johan Simons, seines Zeichens amtierender Intendant des Bochumer Schauspielhauses. Inwiefern es sich bei ihm um ein Wesen aus alten Zeiten und Mythen handeln könnte, habe ich übrigens noch nicht klar eruiert. Da gibt es eher zu viele Hinweise, als zu wenige.

Zur Historie:

 Letztes Jahr bereits war irgendein Besucher des Schauspielhauses bitterlich am Wehklagen, Herr Simons würde insgesamt das Falsche machen. Mit verschiedenen hinterlistigen Plänen habe ich dann locker dessen Partei ergriffen. Das hat aber nichts gebracht und ist im Sande verlaufen.

 Kurz darauf flog Johan Simons Verstärkungen für seine Streitkräfte von anderen Kontinenten ein. (Mögliche Gerüchte, dass das als Schauspieler getarnte, schwer bewaffnete Söldner waren, wären auf das Schärfste zu dementieren!) Das wiederum weckte in der Folge den Unmut der FDP im Kulturausschuss, weil sie selber über die damit verbundenen Kosten entscheiden wollte.

 Dann ruhte die Personalie ein wenig. Man muss sich fragen, ob einschlägige Personen das Gras über sie bereits wachsen hörten.

 In jüngerer Vergangenheit folgte dann die in meiner letzten Kolumne erwähnte Sitzung vom Kulturausschuss. Darin ging es ebenfallsum die Frage, ob man Herrn Simons seine Herrschaft hofieren sollte. In huldvoller Weise sollte jene um 3 (nicht 2 oder gar 4) Jahre verlängert werden. Ich quengelte, dass ich lieber jemanden wollte, der meinen eigenen Gelüsten stärker zuarbeiten sollte. Leider schlossen sich da aber noch zu wenige Leute an.

 Und dann flatterte jetzt beim Rathaus (ob beim Grünflächen- oder beim Straßenamt weiß ich nicht) eine anonyme, geheimnisvolle E-Mail rein. Darin stand geschrieben, 114 Mitarbeiter des Schauspielhauses wären nicht nur einfach unzufrieden mit Herrn Simons. Sie wären sogar so unzufrieden, dass ihnen kein anderer Ausweg mehr bliebe als eben jener, weil ein “Klima der Angst” herrsche, verbreitet von eben dem fraglichen Intendator höchstselbst. Solches stand da in grober Paraphrase.

 Genauer Absender und Ursprung der Mail bleiben geheimnisvoll. Als Tarot-Karte habe ich zu der Frage den „Eremiten“ gezogen. Wer das nur sein mag?

Der geneigte Leser dieser Kolumne wird sich aber denken können, dass ich bei dem einschlägigen Begriff aufgehorcht habe. Ein Klima der Angst wollte ich schließlich selbst die ganze Zeit hervorrufen in Bezug auf Schatten in dunklen Ecken und besonders herumwandernde Skelette in Ritterrüstungen. Verärgert hingegen reagiere ich, wenn mir jemand meine Untertanen madig macht. Das hält sie von der Ausführung meiner Pläne ab.

 Also fragte ich mich, ob Simons oder sonstwer einfach in meine Pläne hineinfunkt. „Doch halt!“, fiel mir ein, „Ich habe ja selbst schon genug Unheil angerichtet in Bochum. Davon müsste Johan Simons eigentlich auch schon Details mitbekommen haben, ebenso wie Andere. Neben einfachem Querschießen ergeben sich damit ganz neue formale Möglichkeiten.“

 Zum Beispiel könnte Herr Simons selbst sich Grausamkeiten ausdenken, um mir damit zu gefallen. Das wäre zwar ziemlich weit hergeholt, aber ich habe die Mentalität von Theaterleuten nie hundertprozentig begriffen. Er hätte dann zwar zuletzt gegen sich selbst gearbeitet. Aber das wieder würde dann auf ein großes Drama hinauslaufen, und, wie gesagt, die Motivationen hinter solchen Plotkonzepten erschließen sich mir nicht hinreichend. Ich mag lieber lustige Komödien. „Der Kobold und die Nixe“ von Klaus-Elian Borkenbanner ist zum Beispiel sehr gut. (Ja, dass Herr Simons bisher nicht ein einziges Stück von einem Halbelfen gebracht hat, ist ebenfalls ein Minuspunkt.)

 Was allerdings auch noch im Raum steht, ist die Möglichkeit, dass der oder die Verfasser der ominösen E-Mail durch mich zu ihr inspiriert worden sind. Dann dachten die sich vielleicht: „Oh! Da ist ja ein Zauberer auf unserer Seite! Da müssen wir gleich mal was machen! Da nützt es Johan Simons dann nämlich nichts mehr, wenn er die Samiel-Beschwörung aus dem Freischütz drauf hat. Es ist nämlich noch nie beobachtet worden, wie ein Zauberer von einer Freikugel umgenietet wurde.“ Formal stimmt das natürlich. Der Hintergrund dazu ist allerdings ein Berufsgeheimnis.

 Falls dem jedenfalls irgendwie so sein sollte mit meinen Einflüssen: Meldet euch einfach direkt bei mir, Kinder! Sonst bin ich weiterhin zu verwirrt. Dann muss ich auf Sicht zaubern, und für euch werden die Ergebnisse auf die Weise nur experimenteller.

Bleibt böse!

Euer Tobias, der sehr finstere

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.