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Der Ärmliche Nach-ihm

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Manche meiner Leser werden bereits leidige Erfahrungen mit dem Ärmlichen Nach-ihm gemacht haben. Andere kennen ihn vielleicht (unter diesem Namen) noch gar nicht. Infolge dessen werde ich ihn nun wohl einmal vorstellen müssen:

Der Ärmliche Nach-ihm ist ein Goblin-Häuptling. Selbiger bemüht sich nun schon länger redlich, mir auf die Nerven zu gehen. Damit hatte er bisher ungleich weniger Erfolg, als er glaubte, und bemühte sich deshalb umso mehr. Ich wiederum hatte mit wichtigeren Problemen zu tun, als mit diesem Typen. Als mir zum Beispiel neulich ein Stück vom Fingernagel abgebrochen ist, war das erheblich gewichtiger als der Ärmliche Nach-ihm und seine Interessen.

Als er erstmalig aufgetaucht ist, dachte ich mir nichts weiter dabei. Bösewichte aller Art wollen ja ständig und eifrig meiner finsteren Weisheit lauschen. Der Ärmliche Nach-ihm im Speziellen aber fing dann recht bald an, aus den Unbedarften und Zurückgebliebenen eben jenes meines Dunstkreises eine eigene Entourage bilden zu wollen.

Es ist unter dunklen Herrschern ein verbreitetes Prinzip, unfähige Knechte um sich zu sammeln, um sie bei passender Gelegenheit mit viel zu schweren Aufgaben zu betrauen. Dann kann man nämlich später alle Schuld für das Scheitern eigener Weltherrschaftspläne psychologisch bei ihnen abladen. Das wird vor allem dann der Fall, wenn man als dunkler Herrscher selbst von einem Ritter mit polierter Rüstung und Reflektoren in einen Abgrund geschmissen wurde. Dort kann man das Nachleben dann mit Schmollen verbringen.

Um eben jenem Schicksal selbst zu entgehen, outsource ich übrigens, halte mich von Abgründen fern, und arbeite viel mit Sigillen. Sigillen funktionieren oder nicht, und ich sehe es direkt. Das ist praktischer.

Der Ärmliche Nach-ihm hingegen sammelte um sich herum Leute, die ich ihm gerne überlassen habe: Da ist etwa ein Orkpärchen, angeblich Vater und Tochter. Sie können links und rechts nicht auseinander halten und behaupten ständig, von der einen Seite zu kommen, während es die andere war. Von der Komplexität der Frage schwirrt den Orks dabei gehörig der Kopf. Dann hätten wir einen Finanzgnom, dem schon wegen Betrügens seine Badewanne ausgekippt worden ist.

Der Ärmliche Nach-ihm hat außerdem Spaß daran, junge Harpyien aus ihren Nestern zu stehlen, und sie abzurichten, damit sie „Mama“ zu ihm sagen. Eigentlich könnte man die possierlichen Tierchen sogar ganz niedlich finden, stünden sie nicht ständig im Wege herum. – Ich bin nur schon gespannt, wann der Goblin-Häuptling herausfindet, dass Harpyien ihre Mamas fressen.

Um den genannten Kern von Kreaturen satellitieren weitere Gestalten, die das Ganze beobachten. Es könnten in der letzten Zeit weitere Extremisten hinzu gekommen sein, die ich noch nicht kenne. Dass sie strukturell anders wären als die bisher beobachteten, steht aber nicht zu vermuten.

Außerdem gibt es da einige, die das Geeier wohl mit Verwunderung betrachten. Da wäre etwa ein Briefmarken fälschender Kobold, den ich im Verdacht habe, ein heimlicher Spion des Koboldköngs zu sein. Eine gewisse Hexe vertritt primär Hexeninteressen und ärgert sich, dass sie mit ihren Hexenzaubern nicht selbst hinreichend weit kommt. Diese Liste könnte man fortsetzen. Gemein haben diese Typen allerdings alle, dass sie nicht wirklich aus dem Quark kommen.

Also hält sich der Ärmliche Nach-ihm für den Herrscher verschiedener Universen, während er in Wirklichkeit von jenen eher ignoriert wird. Manchmal ist es eben besser, Goblins zu ignorieren, als den eigenen Geisteszustand unnötig zu gefährden. Auf Attacken von Dämonen und ähnlichen Leuten muss man vorbereitet sein, Attacken niederer Wesen muss man nebenher abschütteln können.

Der Grund, warum ich all dies erzähle, ist tagesaktuell:

Neulich war mal wieder eine Versammlung der Bösewichter, Gernegroßen und Planlosen von Bochum.

Bei der Gelegenheit ist der Ärmliche Nach-ihm zu mir gekommen, und hat von mir verlangt, ich solle ihm erklären, warum ich die grauen Kraftlinien des Nimmer in Richtung auf selektive Todessequenzen verschoben hätte. (Die genaue Formulierung war primitiver, aber das war das Derivat.) Ich weiß nicht, wieso er das gerade in dem Moment fragen musste. Trotzdem habe ich mit der mir eigenen Kaltblütigkeit zu erkären versucht, dass zu eben jenen grauen die parallelen Doppelrunen-fixierten Matrizen sonst eine Rückkopplung verursachen. Entsprechend sind ihre Motor-Impulse selektiv auszumerzen.

Der blöde Goblin hat aber offenbar schon die ersten Worte meiner Erklärung nicht verstanden. Eigentlich hatte ich sie für Erbsenhirne verständlich formulieren wollen.  Statt dessen drehte er sich um, stampfte mit dem Fuß auf, und brüllte dabei: „Dann hole ich mir eben der Königin ihr Kind!“ Danach rauschte er ab.

Jetzt habe ich die Faxen dicke mit dem Ärmlichen Nach-ihm. Wofür soll ich mir immer wieder Mühe mit Erklären bei dem machen? Ich bin gerade dabei, verschiedene Arten von Zaubern durchzuspielen. Ein paar sind schon einsatzbereit. Vermutlich werden sie später auch an anderer Stelle helfen.

Zunächst einmal rate ich deshalb allen meine Gefolgsleuten, in Deckung zu gehen. Sofern dieser Schwachmat mir vor die Zaubermatrix läuft, könnte schnell ein Gewittersturm losbrechen. Und dann kann ich nicht versprechen, dass unnötig Herumstehende nicht sekundär auch etwas abbekommen.

Das wird dann sehr ungemütlich für aristotelische Denker.

Bleibt böse!

Euer Tobias, der sehr finstere

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