Wie die Zeit so vor sich hin läuft, sind im Bochumer Stadtrat nebst Umgebung zur Zeit Haushaltsberatungen. Das läuft so ab, dass die Verwaltung einen Vorschlag über einen Geamthaushalt mit Teilhaushalten für künftige Jahre vorlegt. Dann wird darüber etliche Wochen diskutiert und beraten.
Einige Leuten stellen Änderungsanträge, bei denen sich um einzelne Wörter gestritten wird. Ich zum Beispiel finde das Wort „Zweckverband“ sehr viel toller als das Wort „Holding“. Dabei ist es nicht so, dass das Ganze irgendwas groß bringen würde. Am Ende bestätigt die herrschende Koalition sowieso den Vorschlag der Verwaltung. Um daran etwas zu ändern, müssten schon zufällig herumlaufende Götter gerade besoffen genug sein, um in einer Eingebung ihr zweitausendjähriges Turnuswunder zu wirken. Trotzdem macht man in der Opposition weiter wie gehabt, damit man später sagen kann, man habe es ja immer schon besser gewusst.
Besonders knatschig sind meine Kollegen hier gerade, weil wir diesmal über einen Doppelhaushalt beschließen sollen. Dieser gälte dann für die Jahre 2023 und 2024. Das schwerste Argument gegen einen solchen wäre, dass wir es bei der Weltlage mit allzu vielen Unwägbarkeiten zu tun haben. Auf diese sollten wir lieber kurzfristig eingehen können. Was macht etwa die Inflation demnächst? Gibt es unter Bochum vielleicht förderbares Erdgas? Hat da mal jemand nachgekuckt? Was ist, wenn Putin uns Nowaja Semlja abtritt? Dann hätte der Stadtrat eine riesige, radioaktiv verseuchte Inselgruppe im Polarmeer zu verwalten. So etwas ließe sich besser in Einjahreshaushalten diskutieren.
Das Thema schlägt auch in die Detaildiskussionen in den Fachausschüssen runter, wo es noch mehr um Krickeleien geht. Das geht dann allseits nach dem Motto: „Ja, aber Dingsbumskirchen!“
Ehrlich gesagt würde ich mich lieber mit den Japanern aus Tsukuba beschäftigen, die demnächst vorbeikommen. Japanische Zauberer und Priester schmeißen gerne mit so Zettelchen mit unleserlichen Schriftzeichen darauf um sich, und verbannen auf diese Art Dämonen. Ob die Typen von der Delegation von der Universitätsstadt mir das beibringen könnten? Etwas Antimagie in Reserve kann bei bösen Geistern nie schaden.
Statt dessen muss ich mich nun selbst um den Haushalt kümmern. Ich dachte, dafür wären Andere zuständig. Wäre es nicht schön, wenn der Oberbürgermeister mit einem Wischmopp den Boden auf seiner Empore wischen würde? Der CDU-Vorsitzende könnte derweil die Fenster streifenfrei putzen. Und einem gewissen Dazwischenquatscher von den Grünen erlaube ich, sich um die Mülleimer zu kümmern.
Ich selbst bin mir natürlich zu gut für solche Profanitäten. Immerhin habe ich vor ein paar Tagen schon einen Obstsalat für die Familie zubereitet. Sollte das nicht eigentlich reichen?!
Für den städtischen Haushalt empfehle ich ansonsten das Engagement von Haushaltsfachkräften! Die kriegen die Fenster dann bestimmt auch streifenfrei geputzt. Ob der von der CDU das wirklich hinbekommt, weiß ich bisher noch nicht endgültig. Nachher muss er das zweimal machen, und dann haben wir doch wieder einen Doppelhaushalt.
Bleibt böse!
Euer Tobias, der sehr finstere