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Politische Wappen

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Es gibt ein paar Sprichwörter im Deutschen, die sich letztlich auf heraldische Wappen und ihre Nutzung beziehen.

„Farbe bekennen“ bezieht sich etwa auf die heraldischen Farben oder „Tinkturen“, denn entweder Silber oder Gold respektive Weiß oder Gelb sind in jedem heraldischen Wappen enthalten. Nur in einem kirchlichen Zusammenhang können beide auftauchen, weil der dann heilig ist und der liebe Gott hat es dann erlaubt.

Bekannt ist auch der Ausdruck „etwas im Schilde führen“. Im realen Schilde sichtbar führt ein herumreitender Ritter beim Gestechturnier häufig ein Dingsda oder Viech. Verschiedene Städte haben eine Stadtmauer (siehe Recklinghausen), Bochum hat einen spannenden Schmöker, die Grafschaft Schwalenberg hat eine Schwalbe. (Das passt da prima vom Namen her.) Ganz, ganz viele Wappen zeigen Löwen (oder heraldische Leoparden). Dazu gibt es in Heroldskreisen den uralten Besserwisserspruch: „Wer kein Wappen hat, hat einen Löwen.“

Ältere und schwergewichtigere Wappen haben aber allgemein gar kein solches Symbol, sondern nur eine Anordnung von Farben/Tinkturen. Und je weniger und simpler das aussieht, umso älter und gravitätischer sind der Stifter und der Träger.

Nun kommen wir zu Wappenbedeutungen. Einige Schlawiner meinen dazu, die gäbe es gar nicht, nur, weil ihnen selbst der Durchblick fehlt. Tatsache ist aber wohl eher, dass der Erfinder eines Wappens (geheißen „Wappenstifter“) sich etwas gedacht hat, wo nicht unbedingt immer jeder sofort weiß, was das soll. Meistens tut das aber die liebe Familie zum Wappen, oft kann man Dinge aus einem Zusammenhang schließen, und dann wieder kommt nach einigen hundert Jahren irgendwer her, und deutet ein Wappen um.

Ungefähr ähnlich verhält es sich mit den Logos in der deutschen Politik. Parteien hierzulande werden klassischerweise irgendwelche Farben zugeordnet. Ursprünglich waren davon nur wenige relevant. Mittlerweile gehen Farben in einer Grundform aber aus. Also werden manchmal Abstufungen gewählt, und manchmal Farben doppelt vergeben. Die Partei der „Grauen“, will heißen: der Greisen, Senioren und weisen Gurus auf Berggipfeln, hat die Farbe grau. Die PARTEI hat aber auch die Farbe grau. Vielleicht will man damit satirisch auf die „grauen Herren“ (kapitalistische Bösewichte) im Roman „Momo“ anspielen. Einen Zusammenhang mit dem „grauen Rat“ aus der SF-Serie „Babylon 5“ halte ich jedenfalls für unwahrscheinlich. Dafür habe ich bisher zu wenige Minbari in der PARTEI erlebt.

Hier verdeutlicht sich eine Parallele zum eingangs Beschriebenen: Früher mal hat sich irgendjemand was gedacht bei der Optik, Generationen später haben die Leute die zugehörigen Kenntnisse verbaselt.

Die Farbbedeutungen sind dabei sowieso am wenigsten deutlich. Warum haben angeblich „linke“ Parteien rot? Rot stünde in esoterischer wie in mittelalterlicher Farbbedeutung für Wut wie für Liebe, starke Emotionen jedenfalls. Meiner Erfahrung nach sind allerdings Politiker aus vielerlei parteilicher Herkunft emotional oder gelassen. Außerdem haben wir so ein Problem mit der emblemischen Unterscheidung der Parteien: Die SPD als Platzhirsch läuft mit Standard-rot auf, die Partei Die Linke hat ein dunkleres Rot, eher purpur. Selbiges würde ich sonst mit der Garderobe traditionsbewusster Monarchen verbinden, was nicht richtig zur dort sonst propagierten Parteilinie passt.

So entsteht ein symbolistisch wüstes Kuddelmuddel bei politischen den Farben. In der Folge bräuchte man eigentlich Symbole. Die können aber auch in die Irre führen. Die besagte SPD hat etwa noch so eine Rose, welche von einer groben Pranke umschlossen wird. Man fragt sich, ob da nicht eigentlich Dornen mit Pieksen beschäftigt sein müssten. Daraus wieder könnte man ein Marienwunder folgern, denn die Rose ist ein Zeichen der Gottesmutter Maria. Aber dass die SPD für jene Kerzen anzünden würde, wäre mir neu.

Auch die AfD hat ein Symbol. In jenem kann man mit etwas Fantasie einen Angelhaken erkennen. Das würde zumindest zu der Parteifarbe blau passen, soweit diese für Wasser steht. An so einer Stelle arwöhnt der professionelle Herrseher natürlich, ob dieses Symbol von der Parteigranden Frauke Petry eingeführt wurde, damit ihre Parteiuntertanen bei passender Gelegenheit den alten Anglergruß „Petri Heil!“ besonders gut zweckemtfremden könnten. … „Wal! Da bläßt er!“ (irrelevante Assoziation)

Vergleichbarkeiten zwischen historischen Wappen und politischen Symbolen sehe ich jedenfalls eine ganze Menge. Bis die ersten Farbteilungen bei deutschen Parteien auftauchen, ist es wahrscheinlich nur noch eine Frage der Zeit. Und Symbole werden auch an vielen Stellen gebraucht. (Nur bitte keine Löwen!)

Die Sonnenblume bei den Grünen ist ausgefallen genug. Die CDU könnte eine Lilie führen, vielleicht auch ein Kreuz. – Ein heraldisches Lilienkreuz wäre recht hübsch. Der FDP würde ich zu einer Zinnenteilung in BVB-Tinkturen raten, wechselnd belegt mit Bulle und Bär aus der Börsen-Esoterik. Das aktuelle Stadtgestalterwappen ist zu überladen. Das müsste man minimalistischer umgestalten.

Mein eigenes Wappen zeigt übrigens einen Kometen. Was das mit Politik zu tun hat, verrate ich aber nicht.

Und für die PARTEI möchte ich schon länger einen Smiley. Das wirkt mir sonst alles zu negativ. Für negative Bosheit bin schließlich ich zuständig.

Bleibt böse!

Eier Tobias, der sehr finstere

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