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Fürstlich eingezwängt

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Na, das war mal was!

Beim letzten Ausschuss für Kultur und Tourismus am 30.8.2023 hatte man uns in den herrschaftlichen Rittersaal oder sowas auf Haus Kemnade geladen. Zwar war weder ein Bankett aufgebaut, noch tanzten Gaukler zur Unterhaltung, aber ich will nicht meckern. Bei der Qualität der Dienerschaft heutzutage muss man auch über Kleinigkeiten froh sein. Immerhin hat man sich bemüht.

Nur eins sollten die Gnome und Hausgeister mal wirklich auf die Kette bekommen: Die Hintern von Menschen und Majestäten wir mir sind breiter als ihre. Außerdem stand vor mir eine Kaffeetasse, aber kein Kaffee. Das war mir aber auch egal. Ich war nämlich eingesperrt zwischen Captain Planlos und einer Versprechenmacherin. Hinter mir saß außerdem eine Reihe von Leuten, die ich nicht kannte.

Zwischendurch ließ mich Captain Planlos auf einen fürchterlich dringlichen Antrag der CDU linsen, den ich nicht hatte wegen Klo, und der später doch nur versandete. Deshalb mussten wir dann als erstes alle abstimmen, dass der so wahnsinnig dringlich war.

Ansonsten gab es noch weitere Vorlagen, die ohne große Lamenti durchgewunken wurden. Das belanglose Zeug mit dem belanglosen Änderungsantrag habe ich schon wieder erfolgreich verdrängt.

Dann war es endlich soweit für meinen eigenen Antrag. Wie üblich schienen mal wieder alle Leute zu glauben, ich hätte es auf dessen Bestätigung abgesehen. Aber für solche Banalitäten bin ich viel zu gerissen. Ich hatte es nämlich so gedreht, dass sowohl die vorgenannte Versprechenmacherin als auch der an dem Tag emotional etwas rumpelstielzchenhaft eingestellte Ex-Großfürst der CDU so sprachen, dass sie mir zwar formal widersprachen, informell jedoch genau die Argumente verwandten, die ich ihnen in den Mund gelegt hatte. Der Ex-Großfürst ergänzte dies sogar noch um eine eigenartige und allgemein ziemlich unnötige Betrachtung zum Thema „Bierflaschen“.

Im Endeffekt lieferten sie jedenfalls im Sinne meiner Untertanen genau die Argumente, die ich noch brauchte. Jetzt kann die (der?) Luzi abgehen!

Ich schätze, die stickige Atmosphäre mit den alten Wappen am Kamin und der Dienerschaft im Vorraum hatte ihre Arbeit getan. – Ach so: Über die Dienerschaft und ihre Aufgaben sowie den Zugang örtlichen Herrschaften zum Internetz wurde auch noch gesprochen. Da kam aber wenig Spannendes. Auch sonst wurde noch langweiliges Zeug erzählt.

Nach dem Ende waren dann noch alle Hochwohlgestellten eingeladen, einer Präsentation der am Orte befindlichen Objekte beizuwohnen. Ich selbst habe das aber in den Wind geschlagen. Erstens kannte ich den Laden schon, und zweitens wäre das eine gute Gelegenheit für Ninjas gewesen, falls sie mich hätten angreifen wollen. Ich habe zwar gerade keinen Ärger mit Ninjas und hätte sie sowieso abgewehrt, hatte aber insgesamt keine Lust auf Assasinen an dem Tag.

Also bin ich lieber um eine Ecke gewatschelt, wo ein merkwürdiges altes Männlein mich um ein Foto von ihm bat. Dazu drückte er mir eine Kamera in die Hand, bei der ich nicht entscheiden wollte, ob sie jetzt mit Filmen oder digital arbeitete. Ob der alte Mann Odin gewesen ist? Wer weiß, wer weiß. Sein Verhalten würde zu Geschichten über Odin passen. Nächstes Mal nehme ich vielleicht lieber ein Brötchen extra mit, um es ihm als Opfergabe in die Hand drücken zu können.

Das würde allerdings voraussetzen, dass der Ausschuss nun häufiger mal auf Burgen tagt. Hoffen wir also dahingehend das beste!

Bleibt böse!

Euer Tobias, der sehr finstere

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