So. Jetzt war ich auf einem Treffen von fürchterlich wichtigen Leuten. Es handelte sich um lauter internationale Professoren aus zusammengebastelten Bereichen der Sprachwissenschaft mit ihren weniger wichtigen Doktoranden im Gefolge. Diese lungerten gerade zu einem Ringelpietz an der Bochumer Uni herum und hatten nun einen Empfang in der Bochumer Innenstadt.
Bei selbiger Gelegenheit wollten natürlich auch fürchterlich wichtige Politiker anwesend sein. – Zwischendurch später nölte noch eine davon, dass andere es nicht wollten, aber das war dann deren Problem. Ich und sie waren anwesend und standen uns die Beine in den Bauch. Anfangs sprach seine Oberbürgermeisterlichkeit noch ein paar unpassende Begrüßungsworte. Er hatte es dabei nicht auf die Kette bekommen, dass die Bochumer Uni eine philologische Fakultät hat, aber keine linguistische. Sodann sprach er salbungsvoll über eine Glocke, und leitete dann über auf Weltuntergangsszenarien, deren inhaltliche Überholtheit er scheinbar nicht wirklich rezipiert hatte. Auf die Bedrohung der Welt durch mich ist er leider nicht eingegangen.
Im Rest der Zeit wusste ich meistens nicht, was ich machen sollte. Die Musik war fürchterlich laut, und zu allem Überfluss war es auch noch Jazz. Bei internationalem Gedöns könnte man ja auch einfach Irish Folk spielen und fässerweise Guiness und Wodka herunterkippen im Namen des Internationalismus. Statt dessen haute man uns so ein Zeug um die Ohren, dass man nicht richtig belauschen konnte, weche Geheimnisse die anwesenden Kleingruppen austauschten.
Mich irgendwo dazwischen zu drängeln stellte sich jedenfalls als komplexe Aufgabe heraus. Trotzdem bin ich ein paar Menschen auf den Geist gegangen. Den Japaner zum Beispiel habe ich zugebabbelt. Dabei scheint allerdings das allgemeine Problem aufgetreten zu sein, dass Japaner kein Englisch können. Ob er meine Weisheiten hinreichend zu würdigen wusste, kann ich insofern nicht richtig einschätzen. Später saß er mutterseelenallein in einer Ecke und tippte auf dem Handy herum.
Dann habe ich noch einen Nasenbär aus einer Runde losgeeist, weil ich dachte, dass er Finne wäre. Das war er aber nicht. Er hat als Deutscher eine polnische Uni vertreten. Das wollte mir zwar wieder nicht in den Kopf rein, aber zumindest konnte ich mir unter seinem Fach etwas vorstellen und ein paar Inhalte austauschen. Wir haben dann mit Bier angestoßen.
Ich habe mit einer Kellnerin geflirtet…
Und wichtig: Das Essen. Es gab eine rote Linsensuppe, die einen unappetitlichen Eindruck auf mich machte. Die Kartoffelsuppe daneben hatte ich zuerst für eine Käse-Lauch-Suppe gehalten, die mir tatsächlich auch sehr viel lieber gewesen wäre. Außerdem gab es Currywurst in den Geschmacksrichtungen Wurst und vegan. Daneben stand ein Brotkorb mit jeder Menge kleingeschnittenen Baguettes. Also habe ich Currywurst-Wurst mit Weißbrot gegessen. Dass es keine Käse-Lauch-Suppe gab, am besten noch mit Hackfleisch drin, nehme ich den Organisatoren aufgrund der Umstände hiermit übel!
Positiv hervorheben möchte ich hingegen das Fehlen eines Dresscodes. Die ganzen Doktoranden mit ihren Pullis hatten das vermutlich indirekt verhindert. Ich kann mich auch überhaupt nicht mehr erinnern, wie man einen Krawattenknoten macht.
Damit bleibt als Erkenntnis für den Abend: Alle waren gelangweilt, aber die Currysoße war ok, und am Tresen gab es richtiges Bier.
Bleibt böse!
Euer Resistro, der finstere