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Partieverlust für die Grünen

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So, jetzt ist es passiert. Die erste politische Partei ist in dem Spiel um die Welt, die Realität und den ganzen Rest ausgeschieden. Es handelt sich um die Grünen. Der Grund dafür sind die Regularien des Spiels.

Es handelt sich genau genommen um eine Sonderregel, auf die bereits George Orwell in seinem Buch „1984“ aufmerksam gemacht hat. Darin hat er nämlich sehr viel über Schach geschrieben. Sehr viele Literaturanalysten haben sich an diesem Sachverhalt die Zähne ausgebissen. Aber als passionierter Schachspieler weiß ich natürlich besser Bescheid als die. Die fragliche Sonderregel ist eine des Universums, welche daselbst lautet: Im Zweifelsfall haben Schachspieler immer Recht. Wenn man das weiß, wirkt auch das Buch ganz anders, und mehr wie ein absurdes Theaterstück, weil man ja die Schachspieler im Hintergrund gar nicht sieht, sondern nur nebenher erklärt bekommt, dass die da sind.

Die nun relevante Jahreszahl hat Orwell aber trotzdem nicht getroffen. Sie lautet nicht 1984, sondern 2010. Im Jahr 2010 hat der deutsche Schachbund (DSB) nämlich eine neue, spezifische Regel verabschiedet. Danach gilt für Spieler, dass, wenn während einer laufenden Partie ihr Handy klingelt, sie diese Partie ziemlich automatisch verloren haben. (Kleinere Ausnahmen in Bezug auf Spezialwertungen dürfen für die Praxis ignoriert werden. Die Regel gilt übrigens auch für SMS und ähnliche Spirenzchen.)

Nun verhält es sich aber folgendermaßen, dass ich die Tage mal wieder im Ausschuss für Kultur und Tourismus gesessen habe, um dort eine Kultur des reinen, unverfälschten Bösen, sowie Touristen aus der Hölle zu vertreten. Die Ausschussvorsitzende erhob dort klangvoll ihre Stimme und eröffnete die Sitzung – und dann klingelte ihr Handy. Das führte zu allgemeiner Erheiterung, aber außer mir hat wohl niemand die Tragweite dieses Vorgangs begriffen.

Ach ja – die Ausschussvorsitzende ist natürlich von den Grünen. Sonst hätte ich ja eine andere Überschrift gewählt.

Kommen wir nun zu einem wichtigen Detailzusammenhang: Warum Politik sowas wie Schach ist. Also, zunächst mal kann man beide unterteilen in Strategie, Taktik und Positionsspiel. Da aber von den Ahnungslosen im Lande keiner einen Plan von Positionsspiel hat, erläutere ich zunächst Strategie und Taktik. Also: Taktik ist das Kurzfristige und Strategie ist das Langfristige. (Hatte ich das schonmal irgendwo erwähnt? Leise rieselt der Kalk. – Das gerade war ein Zitat von meinem alten Geschichtslehrer.)

Banane. Taktik ist es etwa, wenn es im Ausschuss einen Vortrag gibt, etwa von jemand von der Stadtverwaltung. Er könnte zum Beispiel sagen, dass etwas nicht geht. Und dann antworte ich: „Natürlich geht das, du Idiot! Und zwar so und so! Mach mal deine Hausaufgaben!“ Strategisch wiederum wäre es, einen Antrag zu verfassen, der umgehend abgelehnt wird – und Monate später greift eine darin enthaltene Zauberformel, die niemand aufgefallen war. Und dann bauen die Gnome in der Verwaltung doch Anti-Troll-Ballisten, obwohl sie die eingangs abgelehnt hatten.

Positionsspiel wiederum wäre es, in der ganzen Stadt Bochum magische Sigillen zu verteilen. Diese erfüllen dann keinen speziellen Zweck. Aber sie lenken Vorbeikommende in die gewolle Richtung…

Ihr seht, meine Leser: Politik lässt sich ganz hervorragend wie Schach betrachten. Und alle im Rathaus herumlaufenden Leute sind nur meine Figuren und Marionetten. (Bitte stellt euch an dieser Stelle vor, wie ich mir die Hände reibe und dabei geifere! Sowas tut man als Erzbösewicht bei der Erläuterung von Machenschaften.)

Nun bin ich mir aber ziemlich sicher, dass meine politischen Mitbewerber dies letztlich genauso sehen. Sie lassen sich eben nur außerdem welchselseitig selbst als Spielfiguren benutzen, so dass das Ganze schon gewisse SM-Züge bekommt. Aber sofern das Safeword der Vorsitzenden nicht lautete „Еntschuldigen Sie bitte!“ hat sie jedenfalls bei vollem Bewusstsein diese politische Partie namens Ausschuss verloren.

„Warum aber sollte das global wirken, oh Erschröcklicher?“, mag mein gemeiner Untertan nun fragen. Ganz einfach: Weil ein Chefe immer für seine Untergebenen mit spricht. Wenn ich mich an einer Pilzcremesuppe verschlucke, rappeln ja auch meine ganzen Skelette in Ritterrüstungen, wenn ihnen nicht sogar schlimmeres zustößt. Das ist ja nun wirklich nicht so schwer zu verstehen, oder?

Zugegeben: Auf die Grünen-Politiker im Bundestag wird dieses Handyklingeln wohl nur wenig Auswirkungen haben. Aber jene im Bochumer Rathaus werden ziemlich erledigt sein.

Bleibt böse!

Euer Resistro, der finstere

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