Was ist so wichtig, dass der Staat für die Bereitstellung einer Leistung unbedingt Sorge tragen muss? Der Bau und der Erhalt von Straßen? Sicherlich. Der Ausbau der digitalen Infrastruktur? Unbedingt. Die Ausstattung von Schulen und die Einrichtung von Kindertagesstätten? Sofort. Doch wie sieht es aus, wenn es um Freizeitparks geht?
Die Revierparks im Ruhrgebiet wurden in den 1920er Jahren erdacht, in den 1970er Jahren realisiert und haben nun im Jahr 2017 so langsam, wie man im Revier zu sagen pflegt, “den Lack ab”. Die beiden Freizeitzentren Kemnade und Xanten sowie die Seegesellschaft Haltern, die Betreibergesellschaft Silbersee II in Haltern, der Maximilianpark Hamm und der Freizeitschwerpunkt Glörtalsperre werden vom RVR und entsprechenden Betreibergesellschaften der jeweiligen kommunalen Gebietskörperschaften betrieben. Das liest sich nicht nur wie ein Wust aus Doppel- und Mehrfachstrukturen, sondern das ist es auch.
Mit Blick auf die Kennzahlen der Revierparks vermeldete Karola Geiß-Netthöfel, Regionaldirektorin des RVR, bereits im Jahr 2015: “Das vergangene Jahr hat erneut gezeigt, wie schwierig die Situation für unsere Freizeitgesellschaften ist und bleibt. Wir schlagen daher vor, die Gesellschaften organisatorisch unter einem Dach und in einer Gesellschaft zusammenzuführen. So soll die Position aller Einrichtungen auf dem umkämpften Bädermarkt gestärkt und die Attraktivität erhöht werden. Zu diesem Ergebnis ist auch ein vom RVR beauftragter Gutachter gekommen.“
Soweit die Theorie. In der Praxis ist eine sinnvolle Ausgestaltung dieser Pläne nun aber nicht mehr möglich. Herne und Dortmund haben dieses Vorhaben mit einem “Nein” quittiert. Die Ausarbeitung eines tragfähigen Konzeptes, das auf alle Parks abgestimmt ist, wird somit bei einer Restverschmelzung der übriggebliebenen Einrichtungen nicht mehr erreicht. Die Gefahr, eine lediglich formale Verschmelzung durchzuführen, schwebte nämlich seit Beginn der Überlegungen über dem Vorhaben. Hintergrund hätte aber über synergetische Effekte hinaus hauptsächlich auch eine abgestimmte moderne Positionierung aller Parks in Konkurrenz zu aktuellen privaten Freizeitanbieter sein müssen.
Der langjährige Prozess endet nicht nur ergebnislos, sondern wirft neue Fragen auf. Wenn die Kommunen Dortmund und Herne gegen eine bessere Organisation der Parks auf RVR-Ebene sind, sollten sie dann nicht konsequenterweise ihre Einrichtung in alleiniger Regie betreiben? Macht ein vom Grunde her hundert Jahre altes Modell, dann überhaupt noch Sinn oder sollten dann nicht auch die anderen Kommunen alleinig mit den Entscheidungen über die Freizeiteinrichtungen “vor ihrer Haustür” betraut werden? Immerhin überwiegen dann doch vielleicht eher die Standort- und Profilfaktor innerhalb der Freizeitlandschaft vor Ort, wenn dem keinen Sinn einer ruhrgebietsweiten Koordination mehr gegenübergestellt werden kann.