Wir kennen es fast alle. Wir bekommen auswärtigen Besuch, den wir kurz am Hauptbahnhof abholen wollen. Wir bringen unsere Eltern samt Urlaubsgepäck zum Zug. Oder wir verabschieden uns von unserem Partner, der berufsbedingt Wochenendpendler ist. Man muss nur kurz halten, ist eigentlich auch schon gleich wieder weg. Das ist in Bochum aber gar nicht so einfach, denn für mehr als 60 000 Reisende ist der Hauptbahnhof das Tor zur Stadt – Da ist auf dem wuseligen Vorplatz kein Raum für haltende Autos.
In der Realität sieht es in Bochum dann so aus, dass viele PKW verbotenerweise die Hotelvorfahrt am Hauptbahnhof und den dortigen Schnellrestaurants benutzen oder sogar vor den Fußgängerüberweg in die Innenstadt halten, um Zugreisende aus- bzw. einsteigen zu lassen. Erst gestern habe ich so eine Situation selbst wieder beobachten können. Dies führt dazu, dass es immer wieder Konfliktsituationen mit dem Bus- und Taxiverkehr gibt und auch Fußgänger und Radfahrer behindert oder gar gefährdet werden. Oftmals stockt dann auch der eh schon zähe Verkehr auf dem Stadtring vor dem Hauptbahnhof
Wir schlagen vor, ein Jahr lang ein “Kiss+Ride” hinterm Bochumer Hauptbahnhof im städtischen Parkhaus P6 am Buddenbergplatz einzuführen und zu testen, um dem illegalen Halten eine legale und verkehrlich sinnvollere Alternative entgegenzustellen. Kiss+Ride bedeutet, dass man für eine kurze Zeit kostenfrei mit dem Auto halten kann, um jemanden vom Hauptbahnhof abzuholen oder dort hinzubringen und sich kurz mit einem Kuss zu verabschieden sowie die Koffer auszuladen.
Das Parkhaus am Buddenbergplatz bietet eine perfekte schrankenlose ‘Bahnhofsvorfahrt’ am Hintereingang und stört dort weder den Busverkehr noch Radfahrer und Fußgänger. Andere Städte wie zum Beispiel Freiburg bieten in deren Parksystem am Bahnhof für 20 Minuten kostenfreies Parken an. Hier kann ich mich zum Beispiel ganz entspannt von meiner Freundin verabschieden, wenn ich mit dem ICE wieder zurück nach Bochum fahre. Bei uns in Bochum würden gewiss auch 10 Minuten Parkzeit ausreichen, da der Weg zu den Gleisen vom Buddenbergplatz nicht sehr weit ist.
Die konkrete Ausgestaltung kann wahrscheinlich erst erfolgen, wenn der provisorische Busbahnhof an der Ferdinandstraße wieder aufgelöst und an seinen angestammten Platz zurückverlegt wird. Will man aber das Kiss+Ride vernünftig aufziehen, muss das im Vorfeld auch geplant werden. Wir brauchen dann zum Beispiel eine auffällige und ausreichende Ausschilderung, von mir aus gerne auch mit einem Herzchen oder Kussmund neben dem blauen Parkplatzsymbol. Ebenso muss man das neue Angebot bekannt machen, zum Beispiel durch städtische Werbung in sozialen Medien. Besser ist auf jeden Fall, wenn man jetzt schon in die Planungen einsteigt. Darum hat die Fraktion “FDP & DIE STADTGESTALTER” eine Anfrage zu diesem Thema im Bochumer Verkehrsausschuss gestellt.
Ich finde diese Idee einfach nur zum “Knutschen”. Dass man auf diese Weise “Paare” wieder näher bringt vielmehr zusammenführt, ist ein wirklich genialer Nebeneffekt.
Respekt!