„Spielsucht ist ein Tabuthema, das wir aus der schattigen Ecke holen wollen. Eine breitere Thematisierung in der Öffentlichkeit und der Abbau von Vorurteilen kann helfen, dass Betroffene Hilfsangebote eher wahrnehmen“, argumentiert Dr. Carsten Bachert, stellvertretender Vorsitzender der Fraktion „Die PARTEI & STADTGESTALTER“. „Bei der Wettbürosteuer verzockt sich die Stadt“, ergänzt der Sachkundige Bürger Timm Schmieder von Die PARTEI, denn diese hielte Süchtige nicht vom Spielen ab, sondern mache die Abhängigkeit nur noch teurer. „Die Einnahmen sollten in die Finanzierung von Hilfsangeboten fließen“, so Dr. Bachert und Schmieder.
„Nachdem man viel über Wettbüros und Steuereinnahmen gesprochen hat, möchten wir die Betroffenen in den Fokus rücken“, so Dr. Bachert. Mit einer Anfrage möchte seine Fraktion klären, welche Hilfsangebote es in Bochum für Spielsüchtige gibt und wie viel Mittel von der Stadt in diese Programme fließen. „Eine städtische Öffentlichkeitskampagne könnte Vorurteile bei diesem schambesetzten Thema abbauen und Spielsüchtige und Angehörige bestärken, Hilfe aufzusuchen“, sagt Dr. Bachert.
„Die Wettbürosteuer als Mittel gegen Spielsucht zu verkaufen, verhöhnt die Abhängigen und treibt auch noch zusätzlich Geld von ihnen ein“, ärgert sich Schmieder. „Die Steuer hält krankhafte Spieler*innen nicht vom Zocken mit Geld ab. Da gibt es ja auch so eine Weltneuheit wie das Internet, auch, wenn der Empfang in Bochum oft schlecht ist“, so Schmieder. Die Fraktion aus PARTEI und STADTGESTALTERn hat die Einführung der Wettbürosteuer im Rat abgelehnt. Sie wurde aber von der Mehrheit durchgewunken.
„Wenn schon die Weisheit bei der Einführung der Steuer fehlte, dann sollte man sie wenigstens bei der Investition der Mittel an den Tag legen. Wettanbieter machen ja andauernd mit sogenannten Cashback-Angeboten Werbung. Die Stadt sollte sich das zum Vorbild nehmen und kein schlechterer Buchmacher als die Wettbüros sein: Der Gewinn aus den Wetten sollte zur Prävention genutzt werden“, so der sehr gute Schmieder abschließend.