Was für manchen vielleicht noch wie eine Utopie klingt, ist heutzutage schon lange kein Hexenwerk mehr. In vielen Städten vertraut man bereits auf urbane Seilbahnen, die immer auch einen Imagegewinn ausmachen. Der Grund liegt auf der Hand: Eine Seilbahnlinie ist erheblich günstiger als der Ausbau der Stadtbahn und dabei mit einer Quote von 90% genauso förderungsfähig. Die beiden führenden Seilbahnhersteller waren in Bochum und bestätigten die grundsätzliche technische Machbarkeit.
Bis zum Ende dieses Jahres muss die Stadt Maßnahmen zur ÖPNV-Bedarfsplanung an das Land NRW melden. Dies ist die Gelegenheit, neue Wege für Bochum zu erschließen und die vorhandenen Verkehrsträger durch ein Seilbahnnetz sinnvoll zu ergänzen. An vielen Stellen schließt eine Seilbahn die von der Stadt gesehenen Infrastrukturlücken einfacher, schneller und vor allem kostengünstiger. Im Gegensatz zu Bus und Bahn bietet eine Seilbahn eine schnelle Punkt-zu-Punkt-Verbindung, die starkfrequentierte Standorte in Bochum direkt vernetzt. Drei Linien könnten Hot-Spots im Bochumer Stadtgebiet verbinden.
Eine Linie soll den Ruhr-Park mit der Bochumer Innenstadt verbinden. Hier würde sich die Zeit für den Weg mehr als halbieren und von bisher langen 21 Minuten mit dem Bus auf kurze 10 Minuten sinken. Auch eine Verlängerung der Straßenbahnlinie, wie sie die Stadt vorschlägt, könnte hier mit 16 Minuten Reisezeit einfach nicht mithalten. Dabei handelt es sich in erster Linie um eine Verbindung, die Besucher des Ruhrparks, die dort bequem und kostenfrei parken können, von Harpen in die Innenstadt hineinführt. Satte 75% der Besucher des Ruhrparks kommen von Auswärts und würden sich ohne Seilbahn wohl nie in die City verirren. Eins ist klar: Mit einer Bahnlinie, die an ‚jeder Milchkanne‘ hält, würde man keine neue Kaufkraft in die Innenstadt locken.
Eine weitere Linie in Bochum eignet sich hervorragend für den Einsatz einer Seilbahn. Die U35, die Ruhr-Universität und Hauptbahnhof verbindet, ächzt seit Langem unter den hohen Fahrgastzahlen. Eine Kapazitätserweiterung dieser Stadtbahnlinie, die an ihre Grenzen stößt, ist unter wirtschaftlichen Aspekten in keinem Fall darstellbar. Die Seilbahn entlastet die U35 und sorgt für eine schnelle und metropolgerechte Anbindung der Ruhr-Universität an die Innenstadt. Selbst der Fußweg auf dem Unigelände würde entfallen: Die Seilbahn könnte direkt am Forum vor dem Audimax einschweben. Als besonderes Highlight lässt sich hier mühelos das neue Gewerbegebiet auf der Opelfläche anbinden. Um dort, wie geplant, wissensbasierte Unternehmen anzusiedeln, ist eine solche schnelle und umsteigefreie Verbindung zu RUB und Hochschule eine wichtige Voraussetzung. Auch eine Verlängerung zum Freizeit-Hot-Spot Kemnader See ist bei dieser Linie einfach möglich. Eine Seilbahnverbindung von RUB über Hochschule und Hustadt bis zur Unterstraße wäre dazu nicht nur direkter und schneller, sondern auch nur halb so teuer wie die geplante Verlägerung der Stadtbahn in diese Richtung.
Die Institutionen der Stadtgesellschaft haben bereits in Gesprächen ihr Interesse an der Idee bekundet. Das Cityforum mit den dort vertretenen Werbegemeinschaften der Innenstadt, die Industrie- und Handelskammer, Bochum-Marketing, der Einzelhandelsverband, die städtische Entwicklungsgesellschaft EGR, die Gesellschaft Opel-Perspektive 2022, der Ruhr-Park, der Vorstand des VRR, das Verkehrsministerium NRW und die Ruhr-Uni haben bereits positive Resonanz gegeben. Jetzt liegt es an den Kommunalpolitikern, den Weg für die Seilbahn frei zu machen. Am 17.12.2015 beantragt die Fraktion „FDP & DIE STADTGESTALTER“ die Aufnahme eines Seilbahnnetzes in den Bochumer ÖPNV-Bedarfsplan. Dann wird man sehen, wie viele Ratsmitglieder dieser innovativer Idee eine Chance gebenn