Start STADTRAT Entscheidung über Gesamtschulstandort ignoriert die Bedarfe in Bochum.

Entscheidung über Gesamtschulstandort ignoriert die Bedarfe in Bochum.

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  • Neuer Gesamtschulstandort soll nur 700 Meter von der Heinrich Böll-Gesamtschule entfernt sein.
  • Aufteilung auf zwei Standorte, die 20 Minuten auseinander liegen, verkompliziert weiterhin Schulbetrieb.
  • Eigentlicher Bedarf bleibt außen vor, um Investitionen in die gescheiterter Gemeinschaftsschule zu verschleiern.

Bochum braucht zweifelsfrei eine neue Gesamtschule. Die Ansiedlung am Standort der gescheiterten Gemeinschaftsschule Bochum-Mitte ist aber eine Notgeburt. Wattenscheid liegt in der Versorgung mit Gesamtschulplätzen zum Beispiel blank, während die neue Gesamtschule gerade mal 700 Meter von der bestehenden Heinrich-Böll-Gesamtschule aufgemacht werden soll. Die Aufteilung auf zwei Schulstandorten, die satte 20 Minuten auseinander liegen, macht den Schulbetrieb für Lehrer und Kinder weiterhin unnötig kompliziert und teuer. Wer diese Lösung favorisiert, will in erster Linie die fehlinvestierten Millionen in die gescheiterte Gemeinschaftsschule verschleiern und nicht eine gesamtstädtische Schulpolitik als Grundlage heranziehen.

Die Gemeinschaftsschule Bochum-Mitte streckte nach fünf Jahren im Schulversuch die Segel. Das Angebot konnte die Eltern nicht überzeugen. In die Gebäude der gescheiterten Gemeinschaftsschule wurden aber dennoch bereits einige Millionen Euro investiert. Dies waren Fehlinvestitionen, die jetzt durch die Ansiedlung der neuen Gesamtschule verschleiert werden könnten. Für eine neue Gesamtschule gibt es in Bochum tatsächlich Bedarf, wie die Anmeldezahlen zeigen. Aber eine langfristige und vernünftige Schulplanung sollte bei der Gründung neuer Schulen zunächst die ‚Weißen Flecken‘ auf der Stadtkarte abdecken. Wenn man eine neue Gesamtschule in unmittelbarer Nähe einer bereits bestehenden Gesamtschule gründet, stößt man den Eltern und Schülern in Wattenscheid, im Bochumer Norden und auch im Süd-Westen vor den Kopf. Dort ist die Versorgung mit städtischen Gesamtschulen nämlich ziemlich mau.

Die neue Gesamtschule würde auch auf zwei unterschiedliche Standorte aufgesplittet werden. Mindestens die Lehrer müssten zwanzig Minuten Fußweg oder mannigfaches Hin-Und-Her-Fahren auf sich nehmen. Will man Schülern das Pendeln von Schulstunde zu Schulstunde ersparen und die Jahrgänge geschlossen auf einen jeweiligen Standort verteilen, braucht man teure Ausstattungen wie naturwissenschaftliche Räumlichkeiten gleich doppelt. Auch der Aufwand für die technische Unterhaltung der Gebäude fällt bei zwei Standorten größer aus. Die Übernahme des Standortes für die Gemeinschaftsschule ist darüber hinaus nicht ‚gratis‘ zu haben. Auch hier sind nämlich nochmals 21 Millionen Euro fällig, um die bestehenden Räumlichkeiten für eine Oberstufe zu ergänzen. Für eine ähnliche Hausnummer haben Städte wie Hürth und Lippstadt ganz neue Gesamtschulen gebaut. Das finanzielle Argument gegen einen Neubau an einem bedarfsorientierten Standort greift also nicht.

Vergangene Fehlplanungen sind schmerzhaft, aber sie dürfen nicht auch noch zukünftige Fehlentscheidungen nach sich ziehen. Eine weitsichtige und gesamtstädtische Schulstandortplanung ist das Maß aller Dinge. Die Fraktion „FDP & DIE STADTGESTALTER“ stellte daher in der Ratssitzung am 31.03.2017 den Antrag, einen Gesamtschulstandort an den tatsächlichen Bedarfen in Bochum und nicht an die Abschreibungen von bereits versenkten Fehlinvestitionen auszurichten. Mit ihrer Ablehnung verschließen sich CDU, SPD und Grüne den gesamtstädtischen Anforderungen an eine neue Gesamtschule.

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