Die im Bau befindliche Haltestelle Gesundheitscampus hat schon fast die Qualitäten, um zur ‚Bochumer Elbphilharmonie‘ oder zum ‚Bochumer Flughafen Berlin-Brandenburg‘ zu werden. Die Kosten für den neuen Stadtbahnhof an der Universitätsstraße sind von den ursprünglich geplanten 3,6 Millionen Euro nun auf über 15 Millionen Euro explodiert. Ebenso ist man bereits zwei Jahre im Verzug, was die Zeitplanung für die Fertigstellung betrifft. Eigentlich müsste man nun die Fehler analysieren, um schmerzhafte Wiederholungen in anderen Projekten unbedingt zu vermeiden. Das genau passiert in Bochum fataler Weise aber nicht.
Eine Vervierfachung der geplanten Baukosten und eine Zeitüberschreitung von zwei Jahren würden jeden privaten Häuslebauer in den Ruin stürzen. Auch für die öffentliche Seite stellen aus dem Ruder laufende Bauprojekte eine große Belastung dar. Einfach immer wieder Geld nach zu pumpen, das ist angesichts der großen öffentlichen Schulden und der Verantwortung für das Steuergeld der Bürgerinnen und Bürger aber ganz sicher nicht der Weisheit letzter Schluss. Der ‚Kultur des Schulter-Zuckens‘ muss man den Anspruch einer akribischen Fehleranalyse entgegen. Nur wenn man sich eingehend mit den Fallstricken der Vergangenheit beschäftigt, kann man sich für die Zukunft rüsten.
Darüber hinaus gerät durch solch Kostenexplosionen schnell das Verhältnis zwischen Preis und Leistung durcheinander. Die 15 Millionen Euro für die Haltestelle Gesundheitscampus verkürzen bisherige Fußwege gerade einmal um ca. 300 Meter, was vielleicht zwei Minuten Zeitersparnis mit sich bringt. Ziemlich teure zwei Minuten, wie wir finden. Darum wollte die Fraktion „FDP & DIE STADTGESTALTER“ auch eine Beurteilung der realen Kosten im Verhältnis zu den Projektzielen vom Rechnungsprüfungsamt vorgelegt bekommen. Ein entsprechender Antrag zur letzten Ratssitzung, das Projekt Haltestelle Gesundheitscampus vom Rechnungsprüfungsamt kontrollieren zu lassen, wurde von der Bochumer Rathauskoalition aus SPD und Grüne allerdings abgeschmettert. Es gibt augenscheinlich kein wirkliches Problembewusstsein bei den Verantwortlichen der Stadt Bochum.