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Der Fährmann

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Es scheint gerade so eben genug Muße zu herrschen für etwas Magietheorie. Also los!

In den vergangenen Tagen ist mir nämlich aufgrund von Internet-Links ein altes Lied mal wieder im Kopf herumgespukt. Nein, ich meine nicht das eher dahinplätschernde „Charon“ von Grave Digger. Ich meine tatsächlich „Don´t Pay The Ferryman“ von Chris de Burgh. Dabei sind mir Metaebenen aufgefallen, die an mir als Jugendlichem seinerzeit völlig vorbeigerauscht sind. Jene betreffen das Zusammenspiel von Realität und magischem Denken.

 uch, wenn viele Leute bei dem Thema vielleicht zuerst an steinalte Griechen denken; Fährleute spielen in der Mythologie verschiedener Völker eine Rolle. Dabei geht es in Sagen oft um das Erreichen eines (manchmal sogar sicheren) Ufers nach dem Durchqueren unsicherer (und damit im Bild mystisch-magischer) Gewässer. Dabei spielt dann ein Fährmann eine Rolle, der oft zufällig selber ein magisches Wesen ist. Dieses Grundmotiv verarbeitet auch de Burgh in seinem Lied. Mithin geht es darin um eine magische Weltsicht, innnerhalb derer Handlungsanweisungen gegeben werden. Sowas nennt man Zauberei.

Wie das mit Metaebenen so ist, so kann man jene auch hier auf ziemlich viele Bereiche anwenden. Spannend und auffällig dabei ist: Es geht auch prima für die Politik. Es geht für Parteipolitik, Lokalpolitik und größere Gewichtigkeiten gleichermaßen.

 Der Fährmann ist dabei immer derjenige, oder die Gruppe von Leuten, die den Politiker von A nach B befördert. Das sind häufig Wähler, manchmal eine ausgezeichnete Gruppe von Exzellenzen (eine Fraktion, ein Gremium, ein Ausschuss, etc.), manchmal Verwaltungsstrukturen. Das Ziel ist vom Politiker abhängig. Manchmal ist es Krempel, den er dem erfürchtigen Wahlvolk versprochen hat, manchmal ist es ein abstrakteres Ideal, manchmal ist es schnöder Mammon, manchmal ist es ein finsterer Plan zur Weltherrschaft.

Der Fährmann im übertragenen Sinne ist derjenige, der so klug oder blöd war, den Politiker ans Ziel zu bringen. Und hier kommt Chris de Burgh ins Spiel: „Don´t pay the ferryman / Don´t even fix a price / Don´t pay the ferryman / Until he gets you to the other side“. Gibt man als Politiker dem Wähler nämlich, was er will, bevor er einen gewählt hat, so hat selbiger keine Motivation mehr für die Wahl. Man muss ihn oder den sonst zuständigen Menschen also immer etwas hungrig halten, damit der einen übersetzt.

An dieser Stelle bin ich als finsterer Zauberer natürlich fein raus. Es versteht ja sowieso kein Schwein, was ich mache. Ich kann ruhig sagen, dass man sich für eine wünschenswerte gesellschaftliche Entwicklung zum den Anfang mit nicht-aristotelischer Logik beschäftigen sollte. Das macht kaum einen Unterschied in der Frage, ob sie mich wählen/übersetzen. Die meisten Leute schlackern ja doch nur mit den Ohren.

Man mag nun einwenden, dass das von Herrn de Burgh angemerkte reine Aushandeln des Preises sowas wie ein Wahlversprechen wäre. Das stimmt zwar, ist aber gleichzeitig auch ein Grund, warum Wahlversprechen so selten richtig eingehalten werden. – Wobei man in einigen Fällen natürlich auch mit Wunschdenken und absichtlichem Missverstehen rechnen muss. – Der Politiker lässt dann Wahlversprechen unerfüllt, um später aufgrund derselben Babbelei wiedergewählt zu werden. So ein Vorgehen trifft zwar unschöne Aussagen über Kreativität und Couchkartoffeligkeit von Politikern und Wählern gleichermaßen – aber offensichtlich funktioniert es.

Das Ganze führt in einen Teufelskreis aus magischem Denken. Bravo! Wenn man etwas nicht hinreichend versteht, ist schließlich Zauberei die Ursache.

Dabei wäre es aus Wählersicht ganz einfach, den Spieß umzudrehen, und den Politiker als Fährmann zu betrachten. Man könnte ihn auch einfach nur genau dann wählen, wenn er einen bereits übergesetzt (seine letzten Wahlversprechen erfüllt) hat. Aber dann müsste man sich ja an neue Themen gewöhnen, weil die alten nicht mehr aktuell wären. Also lassen allzu viele Wähler zu, vom Politiker (als Fährmann) angestellt zu werden. Ihr Lohn sind ein paar Luftballons, Aufkleber und Kugelschreiber im Wahlkampf. Dafür bringen sie den Politiker ans Ziel.

Die Kreativen auf beiden Seiten betrachten das mit Verwunderung. Also wird sich am Kopf gekratzt, weil niemand „Don´t Pay The Ferryman“ von Chris de Burgh richtig gehört hat – oder etwas vergleichbares. Bloß gut, dass ich jetzt da bin, um Dimensionsportale in dem einen oder anderen Hinterkopf zu öffnen. Da darf ich ich mir mal selbst auf die Schulter klopfen für meine Analysen. Damit das Volk so funktioniert, wie ich mir das vorstelle, muss es nämlich anfangen, mehr nachzudenken.

So die Moral von der Geschicht´: Bezahl vorab den Fährmann nicht!

Bleibt böse!

Euer Tobias, der sehr finstere

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