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Das Buch vom Norm

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Ich stelle fest: Menschen im Allgemeinen sind wirklich so blöd, wie man sagt. Dabei beziehe ich mich auf die gerade zurückliegende Bundestagswahl in Deutschland.

Insbesondere juckt es mich in den Fingern, über ihren Hang zum bipolaren Denken zu lästern. Ach was! Ich mache es einfach mal. Besagtes Schwarz-Weiß-Denken hat nämlich ausgerechnet die Kandidaten der zwei Parteien fixiert, welche das Land die ganzen letzten Jahre regiert haben.

Also nun zu selbigen beiden: Der eine folgt aus dämonologischer Sicht Mammon – und gewinnt damit auch noch knapp. Sein Konkurrent will aber trotzdem regieren, so dass der Verdacht nahe liegt, er könne etwas mit einem Chaosgott zu tun haben. Mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit könnte Laschet auch Loki anhängen. Dafür spräche sein Werdegang. Aber eigentlich habe ich bei ihm keine richtig zündende Vermutung.

Der Kernpunkt ist, dass scheinbar kaum ein Wähler ernsthaft weitere Alternativen in Erwägung gezogen hat. Was die eine Dame verbaerbockt hat, war doch wohl eher die Möglichkeit, selber als eine von genau zweien in den Fokus genommen zu werden.

Dabei liegt der Fehler bei der Wählerschaft in der Annahme, Politik wäre ein eindimensionales Entweder-Oder. Die Realität ist aber eher, dass jede der vielen verschiedenen Parteien hier und da Recht hat, und man nach Schwerpunkten entscheiden sollte.

(Wenn ihr schon zwischen den Sphären verschiedener Götter und Dämonen wählt, so stimmt für Bastet und besorgt euch einen Laserpointer!)

Bipolares Denken macht in hohem Maße manipulierbar, und zwar nicht nur durch mich. Es folgt der Logik: „Wer nicht für mich ist, ist gegen mich. Ich bin für das Gute, also ist der Andere für das Böse. Folge mir, Volk! Ich führe euch zu einem Bordell.“ Konkret stimmt diese Logik nur insofern, als dass ich selbst böse bin, und Leuten mit der beschriebenen Grundhaltung allgemein ablehnend gegenüberstehe.

Ansonsten ist es natürlich so, dass jeder, der gegen eine Sache ist, gleichzeitig für ziemlich verschiedene andere Sachen sein kann, und nicht nur für ein postuliertes (!) Gegenteil. Das Gegenteil von Norden ist vielleicht Süden. Aber es kann trotzdem sein, dass das Ziel im Westen liegt. Doch selbst, wenn man in eine klare Richtung hat, kann es sein, dass da gerade ein Berg oder ein untoter Dinosaurier herumliegt, den man besser umgeht. Das gilt im Sauerland wie auch sonst im Leben.

Bezogen auf die Bundestagswahl bedeutet das: Ein hinreichend großer Teil der Bevölkerung hat sich in eine logische Falle leiten lassen. Danach haben sie dann nicht mehr gewählt, was sie eigentlich wollten, sondern sind zur Wahl zwischen genau zwei Alternativen hin und her geschwankt worden. Hat man hinreichend viele hinreichend dumme Menschen aber erst einmal dazu gebracht, nur noch das kleinere Übel zu wählen, so kann man ihnen auch sonst genug hahnebüchenen Blödsinn erzählen.

Der Pöbel in Deutschland sollte sich dabei endlich merken, dass ich hier das personifizierte Böse bin, vor dem Alle zu schlottern haben!

Diese Bundespolitiker werden mich noch kennen lernen. Offenbar bin ich nämlich der Einzige (mit euch jetzt, meine Untertanen), der auf dem Schirm hat, dass Menschen nicht wählen, was gut für sie ist. Das tun nur Elfen. Menschen hingegen wählen den, den sie für stark halten. Sobald sie also erst einmal gesehen haben, wie ich Exempel an unschuldigen Kreisen mit Rindern statuiere, werden sie sich mir schon beugen. Dann gewinne ich in vier Jahren und marschiere in Berlin mit einer Armee aus Skeletten in Ritterrüstungen ein.

Da die Stadt ausnehmend hässlich ist, werde ich dort dann das Oberste zu unterst kehren, und sie umbenennen in Neu-Hofstede. Nehmt das vorläufig als Wahlversprechen!

Bleibt böse!

Euer Tobias, der sehr finstere

P.S.:

Ich sollte noch die Überschrift erklären.

 Wie bereits angemerkt, ticken Elfen gesellschaftlich und politisch meist inhaltlicher als Menschen. Das „Buch vom Norm“ ist ist nun eine uralte Schrift von einem ihrer Gelehrten. Darin wird das beschriebene Verhalten (auch als Wahlverhalten im Allgemeinen) von Menschen erstmalig dargestellt.

 Spannend ist dabei die Nomenklatur, denn das Wort „Norm“ entstammt einem altelfischen Dialekt und scheint in verschiedene Menschensprachen eingegangen zu sein. Der „Mensch“ heißt dort „Norm“ / die „Norm“. Zeitgenössische Menschen scheinen den Begriff mehrheitlich als „durchschnittlich“ zu verstehen. Dabei meinen die Elfen ihn eigentlich abwertend.

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