Auf gewisse Weise bin ich immer noch fassungslos. Dabei sollte ich nach klassischem Verständnis als finsterer Bösewicht eigentlich zwischen Mordlust und Ignoranz schwanken. Außerdem hätte ich es eigentlich kommen sehen müssen. Manchmal halte ich die Welt eben für logischer, als sie ist.
Ich meine: Ich habe jetzt in der Bochumer Kommunalpolitik schon Gnomenaufstände gesehen, Dunkelfen mit Trollverstand, und zuhauf kommandierende Strategen mit lustigen Plastikpropellern auf ihrer Mütze. Warum hätte mich ein Ritual überraschen sollen, das auf eine Art öffentliche Selbstopferung hinausläuft? Es wurde ja auch eines zu meinen Gunsten. Statt nämlich eine angeregte Beschwörung durchzuführen, haben ein paar überraschend aufgetauchte Samurai Harakiri begangen.
Eigentlich habe ich im Kulturausschuss nur vorgeschlagen, Banshees mittels eines Parallelbanns in vorübergehende Finsternis zu schlagen, damit sie losheulen beim Auftauchen von so Typen, die städtische Sigillen kaputt machen wollen. Von Sigillen verstehe ich durchaus etwas. Aber diese Gnome von der Stadtverwaltung scheinen zu meinen, Allen unglaubwürdiges Zeugs erzählen zu können, dass die Struktur der Kunstwerke im öffentlichen Raum Bochums gar keine Hypersigillen abbilden würden. Oder sie kriegen es ihrerseits wirklich nicht auf die Kette. Das würde es nicht besser machen.
Jedenfalls kam dann von Seiten der (noch) Regierenden so ein „Ja, aber!“ bezüglich des Hinweises, dass es da Experten bräuchte. Man hätte ja schon eigene Experten. – Als ob! Das wüsste ich.
In dem Zusammenhang kam dann die beste Nummer: Ihre Herrlichkeiten hatten beschlossen, statt Banshees perspektivisch Gargoyles beschwören zu wollen. Eigentlich habe ich nichts gegen Gargoyles. Die sind immerhin stabil und können fliegen. Aber im Heulen sind sie nicht immer gleich gut. Das liegt am fehlenden Resonanzverhalten von Stein.
Und Banshees können mit ihrem Geheule Leuten, die es hören, echt auf die Nerven gehen. Für Gargoyles trifft das nur bedingt zu. Das Kernproblem ist eher, dass Banshees häufig so tun wollen, als ob sie Gespenster wären. Das ist so ein kultureller Splin bei denen. Gargoyles dagegen machen evolutionsbiologisch gesehen gerne einen auf dicken Maxe. Deshalb sind sie alles andere als unauffällig.
Vor meinem geistigen Auge zeichnet sich in der Folge eine Szene ab, bei der so Möppels ankommen, um öffentlich Kunst zu beschädigen und zu mopsen. Dann kommen Gargoyles an und machen sie Krankenhaus. So weit, so gut. Aber hat jemand auch mal weiter überlegt, was die dabei für Kollateralschäden anrichten? Gargoyles krümeln in Kämpfen doch ständig mit irgendwelchem Sediment herum!
Darauf wiederum haben wir Gargoyleessenz an Sigillen und Statuen gleichermaßen kleben. Dass diese dadurch auch lebendig werden könnten, ist unsere kleinste Sorge. Der eigentliche Effekt wird sich nämlich durch die folgende Querverschiebung der Sigillen ergeben. Die sind danach nämlich auch auf eine Belebung von Unbelebtem gepolt.
Am Ende der Ausführungen im Ausschuss stürmten dann jedenfalls ungefragt Samurai in den Raum und stürzten sich ins eigene Katana. In der Folge erläuterten alle möglichen anwesenden Politiker, das wäre der schlagende Beweis dafür, dass sie methodisch total viel auf dem Kasten hätten. Falls sich jemand über eben diese Logik wundert: Ich habe die Logik hinter der Ablehnung meines Antrags zu Bochums japanischer Partnerstadt Tsukuba auch nicht verstanden.
Ich würde nur einmal ganz gerne mit Profis arbeiten.
Bleibt böse!
Euer Tobias, der sehr finstere