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Ideologische Matrizen

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Matrizen sind in der Mathematik mehrdimensionale Zusammenbündelungen von Vektoren, die von Hause aus selbst schon mehrdimensional sind. Vektoren geben eine Richtung vor, die irgendwo schnurstracks in die Pampa weist. Es ist sehr praktisch, wenn wenn die Zahlen der beiden Mehrdimensionalitäten überein stimmen. Dann hat man nämlich für jede Richtung ihre Zuordnung, und all die kleinen Mathematiker leben in Frieden und Harmonie. Es geht auch anders, muss es aber  nicht. (Möchte das jemand als Drohung verstehen?)

Jedenfalls habe ich mich jetzt neulich im Internetz mit einem Ideologen unterhalten. Der ist mir mit seiner Verweigerung von jeder Reflexion echt auf die Nerven gegangen. Ausnahmsweise war das aber nicht überflüssig, sondern hat zu Erkenntnisgewinn geführt.

Ich vermute übrigens, dass es sich bei ihm um einen Menschen handelte. Für einen Elfen war er nicht naturverliebt genug, für einen Troll war er immer noch zu schnell, und Gnome hätten in der Frage zwischen Freizeit und Beruf getrennt. Was er zeigte, war ein Verhalten, das ich ähnlich schon mehrfach bei Menschen gesehen habe. – Doch dies nur nebenbei.

Nun begreife man die Welt als gesellschaftlichen Hyperraum! – Nein, nicht das Dingen aus der Science Fiction! Das, was ich gesagt habe, du Hornochse von einem Leser! – Gemeint ist der betrachtete Gesamtraum der Welt mit seinen gesellschaftlichen Unterstrukturen!

Wenn du das endlich auf die Kette gekriegt hast, dann lege eine Matrix drüber! Ihre Vektoren zeigen dann in die Richtung des einen oder anderen gesellschaftlichen Punktes, mal als engeres Ziel, mal grob in die Gegend. Aus der Summe der Vektoren ergibt sich dann ein Verhaltensmuster, mithin eine Matrix.

Und was ist so eine Verhaltensmatrix dann genau nicht und niemals? Richtig! Sie ist niemals vollständig, und für jede beliebige Situation passend schonmal gar nicht. Wenn man etwa als Matrix verwendet, sein Leben an den 10 Geboten aus dem Alten Testament zu orientieren, dann hilft das kein Stück weiter bei der Frage, ob man lieber Walnusseis oder Pistazie in die Waffel möchte. Letzteres wäre aber eher ein Problem, dem man im Alltag begegnet. Im Gegensatz dazu seines Nachbarn Frau zu verführen (gemäß den 10 Geboten verboten) mag großen Spaß machen, aber die Gelegenheit bietet sich einfach zu selten.

Trotzdem wird ein evangelikaler Extremist nun der Meinung sein, die 10 Gebote seien für seine Eiswaffelwahl bei Salvatore im Café Gondola Milanese zuständig. Also geht er hin und schaut, wo dem Salvatore sein Eheweib, die schöne Nicoletta, gerade mit den Augenbrauen klimpert. Je nachdem beställt er dann seine Bällchen.

In diesem genannten Beispiel wäre die Wahl ziemlich Banane. (Sofern Nicoletta sich entsprechend lasziv über das Bananeneis beugt, respektive über das genau entgegengesetzte Ende der Theke.)

Nun muss man schon ziemlich einen an der Hörnchenwaffel haben, um seine Lebensgrundparameter auf Speiseeis anzuwenden. (Nicolettas Reize seien nun außen vor.) – Doch manche Leute tun derartige Dinge. Freitags kein Fleisch essen zu wollen, während Fisch ok ist, ist Kraut ohne Rüben. Bei knallender Sonne kein Wasser zu trinken, weil selbiges vor etwas über tausend Jahren bei Beduinen eher knapp war, steht ebenso im Widerspruch mit jedem gesunden Menschenverstand.

Und Japaner sind keine Arier. Arier wohnen überwiegend in Indien und im persischen Raum. Das hat nichts damit zu tun, ob Japaner gut darin sind, Löcher in russische Kriegsschiffe zu machen.

Wer zu tätlichen Angriffen auf einen rein rhetorisch agierenden politischen Gegner aufruft, oder diese gar durchführt, der ist explizit schlimmer als dieser konkrete Gegner. (Ja, ich meine die letzten Auswüchse einer „Antifa“, die sich explizit so genannter „Nazimethoden“ bedient.)

Wer als verantwortlicher Politiker eine juristische Beweislastumkehr fordert, hat nicht das geringste Recht, andere Leute mangelnden demokratischen Verhaltens zu bezichtigen.

Kommen wir damit zurück zu dem eingangs genannten Fall aus meiner persönlichen Erfahrung. Dort war es ein selbsterklärter „Linker“, der nicht merkte, wie „rechts“ seine Verhaltensparameter waren. Dabei war es noch schlimmer: Er wollte es nicht merken. Eine Verweigerung der Diskussion auch besonders sich selbst gegenüber ist anscheinend extrem hip, soweit manche Charaktertypen Oberwasser zu haben glauben.

Ich definieree dazu nun zusammenhangshalber in den Raum: Extremismus ist die Verengung des realen Verhaltens auf einen gesellschaftlichen Rahmen von Vorgaben hin. Solche Vorgaben bleiben allgemein abzähbar, bilden so Vektoren und und in ihrer Summe ideologische Matrizen.

Insofern nimmt schablonenhaftes Verhalten proportional zum ideologischen Extremismus zu. Je tiefer man drin steckt in einer Matrix, umso mehr wird sie auf immer unsinnigere Bereiche angewandt. Jemand aus einem Randbereich wird das mit dem Eis noch für Blödsinn halten. Im Kernbereich aber ist dann das Trinken von Pantoffeltierchen Völkermord, und wer was anderes sagt, steht folglich moralisch auf einer Stufe mit General Custer oder Karl, dem Sachsenschlächter.

So eine ideologische Matrix ist meist in ihrer Größe überschaubar. Daher bringt man sie schnell mit schlichteren Gemütern in Verbindung, die rein technisch nichts Komplexeres überschauen können. Doch auch intelligentere Wesen können hier in Fallen geraten. In einigen Fällen folgt dies aus gesellschaftlicher Sympathie. Anderswo gerät jemand schrittweise in Abründe, oder er belügt sich gar selbst. Dann wird die angenehme einfache Lüge der unangenehm komplexen Wahrheit vorgezogen.

Der Ausweg aus sowas ist natürlich immer die Einzelfallbetrachtung. Dass ein Mensch einem anderen wirklich genau im Wege eines Vektors seiner ideologischen Matrix herumsteht, kann technisch zwar vorkommen. Real wird das aber kaum je der Fall sein. Und dann muss man ihn eben doch ausfragen über sein Lieblingseis, und es ist egal, ob der falschfarbige Fisch am Freitag genug zu trinken hatte.

Bleibt böse!

Euer Tobias, der sehr finstere

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