Bereket-Brot expandiert nicht in Wattenscheid, sondern in Gelsenkirchen.
Und wieder hat es die Wirtschaftsförderung in Bochum nicht geschafft, die Expansionswünsche eines ansässigen Unternehmens zu erfüllen. Statt in Wattenscheid erweitert Bereket-Brot jetzt seinen Betrieb in Gelsenkirchen. Der Großbäcker hatte sich lange um eine Expansion am Sportplatz Dickebankstraße in Wattenscheid bemüht.
Das war nicht ganz einfach, aber alle Beteiligten, das Unternehmen Bereket, die Anwohner und der Sportverein SW 08 wollten an einem runden Tisch eine Lösung finden, um allen Interessen gerecht zu werden. Wirtschaftsförderung und Politik lehnten jedoch einen entsprechenden Dialog ab und wiesen am 4. November 2015 im Ausschuss für Strukturentwicklung den entsprechenden Vorschlag der Fraktion „FDP & DIE STADTGESTALTER“ zurück. Leichtfertig wurde hier die Möglichkeit vertan, noch eine einvernehmliche Lösung zu finden. Erneut haben Politik und Wirtschaftsförderung nicht alles Notwendige getan, um ein Unternehmen in Wattenscheid zu halten. 100 Arbeitsplätze werden Wattenscheid verlassen und nach Gelsenkirchen wandern. Wir können froh sein, wenn Bereket den Standort in Wattenscheid mittelfristig nicht ganz aufgibt oder den Hauptsitz nach Gelsenkirchen oder Herne verlagert.
Bereket-Brot ist der zweitgrößte Arbeitgeber in Wattenscheid. Nur wenn der Hauptsitz in Bochum bestehen bleibt, ist das Unternehmen auch weiterhin in Bochum gewerbesteuerpflichtig.
Wenn Wirtschaftsförderer Heinz-Martin Dirks (SPD) jetzt behauptet, Bereket habe wegen Anwohnerprotesten von der Expansion abgesehen, so verdreht er die Tatsachen und will wohl nur von seinem eigenen Unvermögen ablenken. Bevor die Fraktion „FDP & DIE STADTGESTALTER“ den runden Tisch vorgeschlagen hat, hatte der Geschäftsführer von Bereket in der Fraktionssitzung die uneingeschränkte Bereitschaft bekundet, mit den Anwohnern, dem Sportverein und der Verwaltung nach einer Lösung zu suchen. Wenn Politik und Wirtschaftsförderung solche Angebote aus unerfindlichen Gründen ausschlagen, muss man sich nicht wundern, wenn sich die betroffenen Unternehmen mit ihren Anliegen nicht ernst genommen und verprellt fühlen und dann in andere Städte abwandern.
Der Fall Bereket zeigt deutlich auf, dass die Wirtschaftsförderung in Bochum noch nicht soweit ist, wie wir uns das eigentlich wünschen. Die Stadt muss die Interessen von Anwohnern, Unternehmen und sonstigen Beteiligten unter einen Hut bringen. Das gelingt nur, wenn alle miteinander reden. In solchen Fällen ist die Wirtschaftsförderung als Moderator gefragt. Die Zeiten, wo die Wirtschaftsförderung die Angelegenheiten der Unternehmen wie eine Verwaltungsbehörde behandelt, sollten eigentlich lange vorbei sein. Damit Bochum sich den Ruf erarbeiten kann, eine unternehmerfreundliche Stadt zu sein, ist bei Wirtschaftsförderung und Politik deutlich mehr Engagement erforderlich. Der Wirtschaftsstandort Bochum kann es sich nicht leisten, leichtfertig Unternehmen teilweise oder ganz abwandern zu lassen.
Ein Teil der Wirtschaftsfoerderung ist sicherlich auf dem richtigen Kurs. Wenn der Steuermann jedoch mit Behoerdendenken manoevriert, wird man nie das Ziel erreichen. Solange ein Teil der Politik dem festen Glauben erliegt, aus einem Bock einen Gaertner machen zu koennen, wird das Pflaenzchen Wirtschaftsfoerderung sich nie zu einer stattlichen Pflanze entwickeln.