Kritik an Wasserstoffplänen von Stadtwerken und OB Eiskirch
Die Stadtwerke Bochum beteiligen sich zu 20% an einer Wasserstoffherstellung in Hamm. Dies wird von den STADTGESTALTERn kritisiert: „Stadtwerke haben sich auf die Nahversorgung vor Ort zu konzentrieren. „Schon mit dem Windenergiepark auf Borkum und mit dem Energieriesen Steag haben sich die Bochumer Stadtwerke schwer verkalkuliert“, erklärt Uwe Nölke, Mitglied im Ausschuss für Beteiligung und Controlling.
„Grundsätzlich ist gegen die Produktion des Gases als bedeutenden Energieträger für die deutsche Industrie nichts einzuwenden. Aber es ist nicht Aufgabe der Städte und Gemeinden, den Frontrunner für solch risikobehaftete Geschäftsfelder zu geben. Die Bochumer Stadtwerke sollten sich auf ihre Kernaufgabe konzentrieren – das ist die Nahversorgung der Bürgerinnen und Bürger vor Ort. Die Wasserstoffproduktion ist da für Kommunen mehr als nur eine Nummer zu groß“, gibt Nölke zu bedenken.
Die STADTGESTALTER verweisen darauf, dass Beteiligungen und Projekte der Stadtwerke, die weit über den Nahversorgungsauftrag hinausgehen, zu finanziellen Schieflagen geführt hätten. „Ein Risiko, das in einer Fehlinvestition wie bei der Steag-Übernahme oder beim Trianel-Windpark Borkum münden könnte, lehnen wir als nicht verantwortbar ab“, stellt Nölke klar. Die STADTGESTALTER verweisen darauf, dass die Wasserstoffherstellung in Wunsiedeln wegen hoher Stromkosten weitgehend still steht und die Stadt Wiesbaden gerade ihre Wasserstoffbusse wieder abschafft .
Gegen die grundsätzliche Herstellung von Wasserstoff haben die STADTGESTALTER nichts, „aber das muss in den Händen der Bundesministerien, in Unternehmen des Bundes oder im besten Falle in denen der Privatwirtschaft liegen“, meint Nölke.
Wasserstoff ist keine Lösung für den ÖPNV
„Nach Aussagen von Oberbürgermeister Eiskirch soll der in Hamm produzierte Wasserstoff auch für den ÖPNV in Bochum genutzt werden. Das droht zur Verschwendung kommunaler Mittel zu werden“, mahnt Nikolas Lange, Elektroingenieur und Mitglied im Mobilitätsausschuss. Gegenüber der Stromerzeugung für reine Elektrobusse entstünden beim H2-Bus proportional höhere Energiekosten durch den höheren Herstellungsaufwand von grünem Wasserstoff. Der komplexe Antrieb der H2-Busse sorge im direkten Vergleich auch für höhere Wartungskosten. Zudem seien sie teurer in der Anschaffung als Fahrzeuge mit konkurrierenden Antrieben. Daher haben sich viele Verkehrsbetriebe entweder schon nach der Testphase gegen Wasserstoffbusse entschieden oder schaffen sie wieder ab. Beispielhaft für beide Szenarien nennt Lange Hamburg und Wiesbaden.
“Städte sind in der Pflicht, die Wirtschaftlichkeit bei allem Pioniergeist nicht aus den Augen zu verlieren.” sagt Lange. Der PKW-Sektor habe sich bei den Neuzulassungen in 2022 mit rund 18% reinen Elektroautos gegenüber unter 0,5% Wasserstoffautos klar gegen die Antriebsart entschieden. Auch im Nutzfahrzeugsektor hätten reine E-Fahrzeuge bereits einen Marktanteil von fast 6%. Es gäbe dort ebenso bessere Alternativen zum Diesel. “Die BOGESTRA ist mit ihren 20 E-Bussen auf einem guten Weg. Wir warten gespannt auf die Antwort zu unserer kürzlich gestellten Anfrage zur bisherigen Performance dieser Busse. Nach rund zweieinhalb Jahren Betrieb und anderthalb Jahren eigener Wartung sollten erste aussagekräftige Ergebnisse vorliegen ”, so Lange abschließend.